Ein Slice hier, ein Stoppball dort – wer Su-Wei Hsieh schon einmal zugeschaut hat, merkt schnell, dass sie keine gewöhnliche Spielerin ist. Die zierliche Taiwanesin vereint Finesse und taktisches Gespür wie keine Zweite. Wer gegen sie spielt, weiss nie, was als nächstes kommt. «Su-Wei-Style», wie sie es selbst nennt.
War das schon immer so? «Als mein Vater mich noch betreut hat, war ich etwas kontrollierter. Seither ist alles etwas ausser Kontrolle geraten», lacht die Frohnatur (siehe Video oben).
Spielchen mit der Kamera
Es ist ein ansteckendes Lachen. Mit ihrer Art erobert sie Tennisherzen rund um den Globus. Doch manchmal sei es etwas zu viel gute Laune. «Ich habe daran gearbeitet, auf dem Platz etwas ernster zu sein. Früher habe ich zu viel gelacht, die Leute dachten vielleicht manchmal, ich sei etwas frech», erzählt Hsieh und zeigt mit ihrer Mimik, was sie damit meint. So unorthodox ihre Spielweise ist, so unorthodox verläuft auch das Interview.
Sie ist keine typische Tennisspielerin, die von morgens bis abends schuftet. Sie ist ein Freigeist und braucht ihren Raum.
Paul McNamee, Hsiehs langjähriger Coach und Mentor, kennt solche Situationen nur zu gut. «Man weiss bei Su-Wei nie, was man bekommt», lacht er. Das treffe sowohl auf ihre Persönlichkeit als auch auf ihren Spielstil zu. «Sie ist keine typische Tennisspielerin, die von morgens bis abends schuftet. Sie ist ein Freigeist und braucht ihren Raum», erzählt der Australier.
Was er damit meint, unterstreicht folgende Anekdote. Einmal habe Hsieh nach Saisonende kurzerhand beschlossen, in Österreich wandern zu gehen. «Sie hat sich mit Winterkleidern eingedeckt und war einige Wochen alleine unterwegs. Ich kenne sonst niemanden, der so etwas machen würde», schmunzelt der 64-Jährige.
Wenig denken, oft gewinnen?
A propos Schmunzeln. Dafür sorgt Hsieh auch mit ihrer letzten Aussage in einem nicht alltäglichen Interview. Auf die Frage, weshalb es ihr in dieser Saison so gut läuft, sagt Hsieh: «Ich denke, weil ich gar nichts denke.» Diese Einstellung soll sie auch in der Drittrunden-Partie gegen Karolina Pliskova zum Erfolg bringen. Mit Slice und Stoppball, versteht sich.
Sendebezug: Livestream srf.ch/sport, 3.7.19, Centre Court, 12 Uhr