Der 7. Juli 1985 hat sich ins deutsche Sport-Bewusstsein eingeprägt wie kaum ein anderes Datum. Jener Sommertag hat eine ähnliche Strahlkraft wie etwa der 4. Juli 1954, als Deutschland in der Schweiz Fussball-Weltmeister wurde.
Denn vor genau 35 Jahren stürmte ein gewisser Boris Becker völlig überraschend zum Wimbledon-Triumph. Gleichzeitig läutete der Rotschopf aus Leimen die goldenen deutschen Tennis-Jahre mit Triumphen en masse ein.
Mit 17 Jahren und 227 Tagen auf dem Olymp
Das Wimbledon-Turnier von 1985 war auch jener Anlass, an welchem der heutige SRF-Tennis-Experte Heinz Günthardt sich bis in den Viertelfinal durchspielte. Doch die Schlagzeilen gehörten einem Teenager, der im Alter von 17 Jahren und 227 Tagen im Endspiel auf Kevin Curren aus den USA traf.
Dass sein offensives Spiel für Rasenbeläge wie gemacht war, hatte Becker – damals die Weltnummer 20 – bereits mit dem Turniersieg in Queens unter Beweis gestellt. Dennoch war er gegen Curren krasser Aussenseiter.
Denn der Südafrikaner, der wenige Monate zuvor die amerikanische Staatsbürgerschaft angenommen hatte, hatte in den Matches zuvor gross aufgespielt und dabei John McEnroe (Viertelfinal) und Jimmy Connors (Halbfinal) regelrecht deklassiert.
Aus dem Centre Court wird das «Wohnzimmer»
Doch im Endspiel am 7. Juli fand auch Curren kein Rezept gegen den unbekümmert aufspielenden Becker. Zwar konnte die Weltnummer 9 den 2. Satz im Tiebreak gewinnen. Doch am Ende triumphierte Becker mit 6:3, 6:7, 7:6, 6:4. Becker ist bis heute der jüngste Spieler, der an der Church Road im Männer-Einzel gewinnen konnte.
In den 10 Jahren nach seinem Premiere-Coup stand der heute 52-Jährige 6 weitere Male im Wimbledon-Final (Siege 1986 und 1989).
Auf keinem anderen Platz fühlte sich Becker wohler als auf dem Centre Court des All England Lawn Tennis and Croquet Clubs. Auch deshalb bezeichnete Becker das grösste Stadion der Anlage mit der Zeit als sein «Wohnzimmer».