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Caroline Garcia im Hoch Tritt Murrays Prophezeiung mit Verspätung doch noch ein?

Caroline Garcia hat sich in den erweiterten Favoritenkreis der US Open gespielt. Ihr Potenzial wurde schon früh erkannt.

Ein bisschen kneifen musste sich Caroline Garcia am vergangenen Sonntag schon, als sie an der Pressekonferenz in Cincinnati mit der Turniertrophäe auftauchte. «Ich bin mit nicht sehr viel Selbstvertrauen hierher gekommen», sagte sie nach ihrem Finalsieg über Petra Kvitova. «Jeder Tag war eine neue Herausforderung.»

«Jeder Tag» bedeutete im Fall der Französin insgesamt 9 Tage, in denen sie ihre 8 Matches bestritt. Zuerst musste sie sich nämlich durch die Qualifikation kämpfen, wo sie gegen Landsfrau Diane Parry vor dem Ausscheiden stand. Dann aber schaute sie nicht mehr zurück und schaffte die Premiere: Noch nie war es einer Qualifikantin zuvor gelungen, ein WTA-1000-Turnier zu gewinnen.

Grand-Slam-Erfolg im Doppel als Dosenöffner

Noch im März von einer Fussverletzung zurückgeworfen, war Garcia im WTA-Ranking im Mai auf Platz 79 abgerutscht und so schlecht klassiert wie seit acht Jahren nicht mehr.

Dann aber lief es plötzlich rund: Zuerst gewann sie die Doppel-Konkurrenz von Roland Garros an der Seite von Kristina Mladenovic. Dann triumphierte sie in Bad Homburg auf Rasen und in Warschau auf Sand. Mit dem Sieg in Cincinnati auf Hartplatz hat sie im Hinblick auf die US Open endgültig aufmerken lassen. Erstmals seit 2018 ist sie als Nummer 17 in die Top 20 vorgerückt und in Flushing Meadows gesetzt.

Caroline Garcia
Legende: Dritter Turniersieg in diesem Jahr Caroline Garcia mit dem Pokal in Cincinnati. imago images/Zuma Wire

Die Vorschusslorbeeren von Murray

Dass Garcia mit einem aussergewöhnlichen Talent gesegnet ist, war schon früh zu sehen. Als sie als 17-Jährige die Russin Maria Scharapowa 2011 an den French Open an den Rand einer Niederlage brachte, twitterte Andy Murray: «Eines Tages wird sie die Nummer 1 sein. Was für eine Spielerin. Hier habt ihr es zuerst gehört.» Auch Legende Martina Navratilova war vom Spiel der unerschrockenen Lokalmatadorin angetan.

Doch lange Zeit bekundete Garcia Mühe, mit den Vorschusslorbeeren richtig umzugehen. Den Durchbruch schaffte sie vor fünf Jahren, als sie in China innert 15 Tagen 11 Spiele und zwei grosse Turniere (in Wuhan und Peking) gewann. Wenig später wurde sie im WTA-Ranking auf Platz 4 geführt.

Rücken- und Fussprobleme warfen die Frau aus Lyon allerdings immer wieder zurück, ausserdem schien die Unbekümmertheit plötzlich weg zu sein. Ende letzten Jahres holte sie mit Bertrand Perret einen neuen Coach an Bord. Mit etwas Verspätung scheint sich der Wechsel nun auszuzahlen.

Beeindruckende Statistiken

Seit dem 7. Juni hat Garcia beeindruckende 26 Siege aneinandergereiht. Ausserdem wartet sie in diesem Jahr mit einer erstaunlichen Service-Statistik auf: Sie hat 286 Asse geschlagen, mehr als alle anderen Spielerinnen auf der Tour.

Bleibt die Frage, ob der gestiegene Erwartungsdruck in New York erneut hinderlich für Garcias Leistungen auf dem Platz sein wird. In L'Equipe sagte sie dazu: «Die Erwartungen von aussen sind immer noch etwas, das ich nicht so gerne habe, auch wenn sie zum Erfolg dazugehören. Aber dieses Mal fühle ich mich bereit.» Es muss ja nicht gleich die Nummer 1 der Welt sein.

SRF zwei, Sportflash, 25.08.2022 20:00 Uhr ; 

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