Nach einem kurzen Schrecken – die Luftschlangen hatten sie bei der Siegerehrung überrascht – drückte Iga Swiatek dem glänzenden Silberpokal ein zärtliches Küsschen auf und strahlte über das ganze Gesicht: Die Dominatorin der Tennis-Szene hat sich mit ihrem Finalsieg bei den US Open zur dreimaligen Grand-Slam-Siegerin gekrönt und war anschliessend überwältigt.
«Das Turnier war sehr herausfordernd. New York ist so laut, so verrückt und es gibt so viele Ablenkungen», sagte Swiatek: «Ich bin wirklich stolz, dass ich mental damit umgehen konnte.»
Zum Glück ist das nicht in bar.
Eine dieser Ablenkungen sei ein Treffen mit Sänger Seal gewesen. «Nachdem ich Seal getroffen hatte, dachte ich mir: Selbst wenn ich jetzt verliere, habe ich dieses Turnier schon gewonnen, weil ich ein Foto mit ihm habe. Das passiert wohl nur in New York», lachte Swiatek.
Auch beim Überreichen des Siegesprämie in der Höhe von 2,6 Millionen Dollar war Swiatek zu Scherzen aufgelegt. «Zum Glück ist das nicht in bar», so die Polin.
Für Swiatek war es der erste Major-Titel auf Hartplatz, nachdem sie zweimal in Paris auf Sand gewonnen hatte. «Ich war mir nicht sicher, ob ich das Niveau habe, um ein Grand-Slam-Turnier auf einem so schnellen Belag wie bei den US Open zu gewinnen. Es ist darum auch eine Bestätigung, dass ich keine Grenzen habe.»
So bleibt auch die Finalbilanz von Swiatek mehr als beeindruckend. Nur ihren allerersten auf der WTA Tour – im April 2019 in Lugano als 17-Jährige – verlor sie. Seither gewann Swiatek alle 10 Finals, die sie bestritt – und dies ohne einen einzigen Satzverlust.
Jabeur blickt bereits nach vorne
Die schwer geknickte Jabeur schaffte es erneut nicht, sich als erste Afrikanerin der Open Era zur Grand-Slam-Siegerin zu küren. Sie hatte bereits im Juli im Endspiel von Wimbledon gestanden und den Titel mit einer Niederlage gegen die Kasachin Jelena Rybakina verpasst.
«Ich habe es wirklich versucht, aber Iga hat es mir nicht leicht gemacht», sagte Jabeur und fügte schmunzelnd an: «Ich mag sie gerade nicht sehr, aber das ist okay.»
Ich strebe zweifellos die Nummer 1 an.
Aufgeben ist aber keine Option für die Tunesierin: «Ich habe lange gebraucht, um meinen ersten WTA-Titel zu gewinnen ( 2021, Anm. der Red. ), also denke ich, dass ich auch lange brauchen werde, um ein Major zu gewinnen. Das Wichtigste ist, das zu akzeptieren und aus den verlorenen Endspielen zu lernen.»
Die Ziele werden Jabeur auf jeden Fall nicht ausgehen. An den WTA Finals Anfang November wolle sie das nötige Selbstvertrauen tanken, um 2023 erneut angreifen zu können.
«Ich verlasse mich sehr auf die kommende Saison», sagte die 28-Jährige und richtete sogleich eine Kampfansage an Swiatek, «was die Punkte angeht, habe ich weder in Australien noch bei den French Open oder in Wimbledon etwas zu verteidigen, was gut ist. Also strebe ich zweifellos die Nummer 1 an».