Am 8. September 2002 gewann Pete Sampras mit einem Finalsieg gegen seinen Dauerrivalen Andre Agassi die US Open. Es war der 14. Triumph des Amerikaners an einem Grand-Slam-Turnier, womit er seinen Rekord weiter ausbaute. Gleichzeitig war es der letzte Karriere-Match Sampras' auf der ATP-Tour.
Erst ein Jahr später gab Sampras an gleicher Stätte seinen Rücktritt vom Profi-Tennis bekannt. Die weitläufige Meinung damals: Die 14 Grand-Slam-Titel sind eine Marke für die Ewigkeit. Die Ewigkeit dauerte indes nur ein paar Jahre.
Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit
Bereits 2009 war Sampras seinen Rekord los und inzwischen ist der Kalifornier gleich dreifach überflügelt worden – dies um Längen. Nach Novak Djokovics 6. Wimbledon-Triumph durch einen Final-Sieg am Sonntag gegen Matteo Berrettini ist die unglaubliche Patt-Situation Tatsache: Djokovic, Roger Federer und Rafael Nadal haben alle 20 Grand-Slam-Titel auf ihrem Konto.
20 Triumphe bei den vier wichtigsten Turnieren des Jahres schienen vor 20 Jahren noch ein Ding der Unmöglichkeit. Dass nun drei (noch aktive) Spieler bei dieser Marke stehen, ist daher kaum fassbar.
Man muss sich das einmal vor Augen führen: 60 der letzten 72 Grand-Slam-Titel bei den Männern (seit Federers 1. Wimbledon-Triumph 2003) hat sich das Trio gekrallt. Eine solche Dominanz mehrerer Spieler wird es im Tennis nie mehr geben. Und die Gefahr, wie bei der Prognose zu Sampras' Rekord falsch zu liegen, gibt es kaum.
Vorteil Djokovic
Es ist nicht anzunehmen, dass sich jeder des Trios mit den 20 Grand-Slam-Titeln zufrieden gibt oder dass plötzlich die jüngere Generation den Arrivierten keinen grossen Titel mehr überlässt. Die 20 wird fallen – wohl schon im September bei den US Open. Und vieles spricht dafür, dass die 21 von Djokovic gesetzt wird:
- Im Gegensatz zu Federer und Nadal ist Djokovic in Topform. Seine Jahresbilanz steht bei 34:3.
- Der Serbe ist vor allem an den grossen Turnieren kaum mehr zu schlagen. Nach den Triumphen in Melbourne, Paris und jetzt London hat Djokovic in New York sogar die Chance auf den Grand Slam.
- Von den letzten dreizehn Grand-Slam-Titeln gingen nicht weniger als acht an Djokovic.
Auch wenn die Diskussion nach dem besten Spieler aller Zeiten (GOAT) wohl nie zu einem Abschluss kommen wird, muss festgehalten werden: Djokovic gewann alle seine 20 Grand-Slam-Titel in der Ära Federer/Nadal. Bei Djokovics 1. Triumph auf dieser Stufe Anfang 2008 in Melbourne hatte Nadal schon drei und Federer gar deren zwölf Majors gewonnen.
Punkto Grand-Slam-Rekord gilt deshalb: Vorteil Djokovic.