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Djokovic mit heftiger Kritik Wimbledons Alleingang – löblich oder verwerflich?

Der Ausschluss von russischen und belarussischen Athleten vom prestigeträchtigen Turnier bewegt. Die Spieler schweigen – mit einer Ausnahme.

Novak Djokovic
Legende: Übte scharfe Kritik Der sechsfache Wimbledon-Sieger Novak Djokovic. imago images/Paul Zimmer

Novak Djokovic wählte nach seinem Auftaktsieg beim Sandplatz-Turnier in Belgrad deutliche Worte: Den Entscheid Wimbledons, russische und belarussische Profis nicht teilnehmen zu lassen, bezeichnete er als «verrückt».

«Wenn sich die Politik in den Sport einmischt, ist das Ergebnis nicht gut», sagte der Weltranglisten-Erste und sechsfache Wimbledonsieger. Tennisprofis oder Athletinnen und Athleten allgemein hätten mit dem Krieg nichts zu tun. Er sei der Erste, der kriegerische Auseinandersetzungen verurteile, betonte Djokovic auch mit Blick auf das Leid der Zivilbevölkerung und seine eigenen Erfahrungen angesichts der Kriege im Balkan.

Schweigen bei Medwedew und Co.

Der 34-Jährige ist nicht der Einzige, der sich für die Spielerinnen und Spieler aus Russland und Belarus einsetzte. Auch die ATP und die WTA drückten am Mittwoch ihr Missfallen über den Alleingang der Wimbledon-Organisatoren aus. Denn: Anders als in vielen anderen Sportarten dürfen die betroffenen Athleten im Tennis weiterhin ihrem Beruf nachgehen – einfach nicht unter ihren Landesflaggen. Bei den French Open, die im Mai beginnen, dürfen sie ebenfalls teilnehmen.

Von Daniil Medwedew (RUS/ATP 2) oder Aryna Sabalenka (BLR/WTA 4) gab es zunächst keine Reaktion auf die Massnahme. Medwedews Landsleute Andrej Rublew (ATP 8) und Anastassja Pawljutschenkowa (WTA 15) hatten sich zu einem früheren Zeitpunkt vom russischen Regime und den Kriegshandlungen in der Ukraine distanziert.

Besonderes Standing als Begründung

Wimbledon führt als Begründung für den Schritt seine besondere Bedeutung ins Feld. «Wir haben die Situation im Rahmen unserer Pflichten als britische Sportinstitution gegenüber den Spielern, unserer Gemeinschaft und der breiten britischen Öffentlichkeit sorgfältig geprüft», hiess es in der Medienmitteilung.

Das Profil Wimbledons in Grossbritannien und der Welt verpflichte zu einer besonderen Haltung. Es gehe darum, dass allfällige russische (oder weissrussische) Erfolge vom Regime nicht zu Propagandazwecken eingesetzt werden könnten.

Von einer klaren Meinungsäusserung in dieser Frage sehen viele Spielerinnen und Spieler bisher ab. Sie würden damit wohl so oder so heikles Terrain betreten.

Radio SRF 3, Abendbulletin von 18:30 Uhr, 20.04.22 ; 

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