Genau ein Jahr ist es her, dass Alizé Cornet sich in der Rod Laver Arena in Melbourne mit emotionalen Worten an Jelena Dokic wandte.
«Ich möchte dir etwas sagen. Wir können dir alle gratulieren. Du warst eine fantastische Spielerin und nun bist du eine fantastische Kommentatorin. Bravo, Jelena», sagte die Französin nach dem Platzinterview, das Dokic geführt hatte, und rührte die Australierin damit zu Tränen.
Die ehemalige Weltnummer 4 mit serbischen Wurzeln, die die Australian Open für den Sender Channel 9 kommentiert, hatte zuvor in den Sozialen Medien abschätzige Kommentare über ihr Gewicht über sich ergehen lassen müssen.
Als «Wal» bezeichnet
Nun wird die heute 39-Jährige erneut mit Hass aus dem Internet eingedeckt. Wieder geht es um ihr Gewicht – aber nicht nur, wie Dokic in mehreren Instagram-Posts aufzeigte.
«Das Bodyshaming und Fatshaming war verrückt in den letzten 24 Stunden», schrieb sie unter einem Screenshots eines Kommentars, in dem sie als «Wal» bezeichnet wurde – verbunden mit der Aufforderung an die Turnier-Organisatoren, sie loszuwerden.
Komplimente von Djokovic
Gehäuft traten die Attacken gegen Dokic offenbar nach dem vielbeachteten Interview mit Novak Djokovic nach dessen Drittrunden-Sieg am Samstag auf. Dies, obwohl die beiden unter anderem völlig unverfänglich über ihre erste Begegnung von 2006 gesprochen hatten.
«Ich habe zu dir aufgeschaut. Du hast für Australien gespielt, aber bist aus meiner Heimat, wir sprechen die gleiche Sprache und du warst damals ein grosser Star», sagte der nur vier Jahre jüngere Djokovic.
Von Depressionen begleitet
Dokic, die einst als 16-jährige Qualifikantin Martina Hingis in der 1. Runde aus dem Wimbledon-Turnier 1999 geworfen hatte, war jahrelang Opfer ihres gewalttätigen Vaters, heute hat sie mit ihm keinen Kontakt mehr. In ihrer 2017 veröffentlichten Autobiographie machte sie öffentlich, dass sie unter Depressionen leidet.
Jetzt, da die Australian Open beginnen: Wird Jelena Dokic wie jedes Jahr wieder versuchen, sich das Leben zu nehmen?
Diese begleiten sie auch weiterhin. Im April 2022 sei sie beinahe vom Balkon gesprungen, erklärte sie im letzten Sommer. Auch diese Offenheit nahm ein Internet-Troll zum Anlass für einen Hasskommentar.
«Jetzt, da die Australian Open beginnen: Wird Jelena Dokic wie jedes Jahr wieder versuchen, sich das Leben zu nehmen?», fragte jemand auf Serbisch. Dokic übersetzte den Kommentar auf Englisch und holte zum Gegenschlag aus.
«Fast 1 Million Menschen begehen pro Jahr Suizid. Wie kann man darüber nur lachen? Solche Leute sollten sich schämen», schrieb sie. Hass im Internet wolle sie auch künftig den Kampf ansagen.