Es gibt einen Ort, an dem es kaum etwas Schlimmeres gibt, als einen Bagel serviert zu kommen, vom Grad des Hungers ganz unabhängig: auf Tennisplätzen. Denn das Hefeteiggebäck steht seiner Form wegen scherzhaft für die Null, die sich dem Spieler auf dem Scoreboard offenbart, der einen Satz ohne einzigen Gamegewinn verloren hat. Gelingt wenigstens ein Spielgewinn, spricht man von einem der «1» ähnelnden «Breadstick» – Grissini.
Um bei diesem Bild zu bleiben: Iga Swiatek verteilt derzeit mehr «Gebäck» als ein übermotivierter Bäckerlehrling in der Probezeit. An den French Open gab sie in drei Partien insgesamt erst acht Games ab. In dieser Saison kassierten schon neun Gegnerinnen ein 0:6 gegen die Polin.
Diese Dominanz ist auch in den sozialen Medien nicht unentdeckt geblieben. Unter dem Namen «Igas Bäckerei» kursieren scherzhafte Memes, die die unheimliche Stärke Swiateks durch Bagels und Grissini illustrieren. Ein Twitter-Account beschäftigte sich im letzten Jahr damit, nach jedem Match Swiateks einfach nur mit «Yes» oder «No» zu bestätigen oder negieren, ob die Weltnummer 1 nun abermals Sätze zu null (oder eins) gewonnen hatte.
Ein anderer Account veranschaulichte auf einer Weltkarte, dass Swiatek 2022 in 22 Ländern auf 4 Kontinenten «Bäckereien eröffnet» habe.
Nachdem die 22-Jährige am Samstag mit einem 6:0, 6:0 in der 3. Runde Xinyu Wang in nur 51 Minuten vom Platz gefegt hatte, wurde sie an der Medienkonferenz auf «ihre Bäckereien» angesprochen. Da gefror das Lächeln auf Swiateks Lippen. «Ich will wirklich nicht darüber sprechen», meinte sie. «Ich verstehe, wieso Leute das machen, es ist Spass und Tennis ist Unterhaltung.»
Doch sie betrachte es als respektlos, denn: «Ihr seht nicht hinter die Kulissen. Manchmal sind solche Spiele nicht leicht, manchmal ist es für die Gegnerin auch nicht einfach.»
Es ist davon auszugehen, dass es auch für Swiateks nächste Gegnerin kompliziert wird. Im Achtelfinal misst sich die 3-fache Major-Championne mit Lesia Tsurenko. Auf die Ukrainerin traf Swiatek schon im Mai in Rom. Sie schlug Tsurenko mit 6:2 und – natürlich – 6:0.