- Carlos Alcaraz (ATP 2) gewinnt die French Open zum zweiten Mal.
- Der Spanier ringt die Weltnummer 1 Jannik Sinner in einem epischen Final mit 4:6, 6:7 (4:7), 6:4, 7:6 (7:3), 7:6 (10:2) nieder.
- Der Italiener verliert damit nach den Turniersiegen in New York und Melbourne erstmals wieder an einem Grand-Slam-Turnier.
Nach fast 5:30 Stunden war Carlos Alcaraz auf seiner Mission nicht mehr vom Weg abzubringen. Im Match-Tiebreak der French Open 2025 haute der Spanier dem bemitleidenswerten Jannik Sinner die Bälle um die Ohren und gewann die Kurz-Entscheidung überdeutlich mit 10:2. Es war nach einem ultraengen Duell auf Messers Schneide der passende Schluss im längsten Endspiel der Paris-Geschichte.
Sinner hatte im 5. Durchgang sofort das Break zum 0:1 kassiert und beim Stand von 4:5 mit einem Rebreak noch einmal den Kopf aus der Schlinge gezogen – und das, obwohl der Südtiroler nicht mehr ganz so frisch wie sein Gegner wirkte. Trotz allem steigerten sich die zwei besten Spieler der Gegenwart auf der roten Asche von Paris noch einmal, je länger die Partie dauerte. Das Niveau im 5. Satz riss nicht nur die Fans im Stadion von den Sitzen.
Alcaraz mit dem Rücken zur Wand
Alcaraz vollendete bei seiner Titelverteidigung in Paris eine unglaubliche Wende:
- Nach 134 intensiven Minuten liegt der 22-jährige Spanier im ersten Major-Final-Duell mit Sinner scheinbar aussichtslos 0:2 zurück.
- Im 4. Durchgang kommt der Südtiroler beim Stand von 5:3 beim Aufschlag seines Gegners zu 3 Matchbällen in Folge, kann aber keinen nutzen und verliert den Satz anschliessend im Tiebreak noch.
Begonnen hatte das Spiel bereits so, wie es sich alle erhofft hatten: Lange Ballwechsel, unglaubliches Tempo und wahnwitzige Rettungsaktionen wechselten sich ab; alleine das erste Game dauerte 12 Minuten. Sinner schien lange Zeit Oberwasser zu haben, beging weniger Fehler. Alcaraz' grösste Waffe, sein Stoppball, kam überhaupt nicht zum Tragen. Erst im 5. Durchgang sicherte er sich mit seinem Paradeschlag in Paris den ersten Winner, wovon er anschliessend immer mehr einstreute.
Sinners Serie reisst
Alcaraz biss sich jedoch in den Match hinein und sorgte unter dem frenetischen Jubel der spanischen Fans immer wieder für Spektakel. Mit dem Gewinn des 3. Satzes nach frühem Breakrückstand beendete er die unglaubliche Serie seines Gegners: Sinner hatte in Paris 2025 bis dahin sämtliche Sätze für sich entscheiden können und an Grand-Slam-Turnieren 31 Sätze in Folge gewonnen. Längere Serien können in der Open-Era nur Roger Federer (36), John McEnroe und Rafael Nadal (je 35) vorweisen.
Alcaraz belegte mit seiner Wende, dass er ein absoluter Crack ist, wenn es in den 5. Durchgang geht. Seine Statistik in dieser Hinsicht steht nun bei 13:1 Siegen. Und Sinner erlebte am eigenen Leibe, wie es sich anfühlt, einen sicher gefühlten Sieg noch preiszugeben. In Australien 2024 gegen Daniil Medwedew war der Italiener zuvor der Letzte gewesen, dem ein Sieg nach 0:2-Rückstand gelungen war.
Mit seinem Sieg, seinem bereits 5. an einem Grand-Slam-Turnier, zieht Alcaraz mit Landsmann Rafael Nadal gleich: Beide Spanier waren exakt 22 Jahre, 1 Monate und 3 Tage alt, als sie dies schafften. Und während Sinner in einem Major-Final erstmals unterlag, bleibt Alcaraz in dieser Statistik makellos. Italien muss damit weiter auf seinen nächsten Paris-Sieger warten: Adriano Panatta hatte 1976 den letzten Sieg im Bois de Boulogne erreicht.