Wenn Roger Federer aufschlägt, kann es mitunter schnell gehen. Nicht selten dauern die Servicegames des 35-Jährigen weniger als eine Minute, dem Gegner bleibt meist nicht einmal Zeit, sich kurz das Handtuch zu schnappen.
Einer, der Federers Aufschlag in- und auswendig kennt, ist Craig O'Shannessy. Der Amerikaner ist ein ausgewiesener Taktikexperte und analysiert unter anderem für die ATP, die Australian Open und Wimbledon zahlreiche Tennisspiele. Für uns nimmt O'Shannessy den Aufschlag Federers unter die Lupe:
- Die Zahlen: «Federers Statistiken in Wimbledon imponieren. Besonders hervorzuheben ist sein zweiter Aufschlag, wo er zu 68 Prozent den Punkt macht. Alles was über 50 ist, ist gut. Roger ist normalerweise bei 62 oder 63. 68 Prozent ist eine beeindruckende Zahl.»
Federers beeindruckende Zahlen
- Die Tendenz: «Wie schon in Australien ist es der Aufschlag nach aussen, der ihn so stark macht. Er drängt den Gegner damit aus dem Feld und kann nachher Vorhand spielen. Diese Variante wählt er oft, wenn er unter Druck ist. Liegt er einmal in Führung, variiert er wie kein Zweiter.»
- Die Präzision: «Asse sind das eine, Geschwindigkeit das andere. Oft geht es in erster Linie aber um die Präzision. Wenn ich eine Büchse aufstelle und jemanden auswählen müsste, der diese mit zwei Aufschlägen trifft, dann würde ich Federer wählen. Er ist einer der besten Aufschläger, die der Tennissport je gesehen hat.»
Man könnte mich morgens um 3 Uhr wecken und ich könnte ohne Aufwärmen servieren.
Ein Naturtalent beim Aufschlag
Federer selbst erklärt seinen hervorragenden Aufschlag wie folgt: «Die Bewegung fühlt sich für mich natürlich an. Das erlaubt es mir, so präzise zu sein. Man könnte mich morgens um 3 Uhr wecken und ich könnte ohne Aufwärmen servieren.»
Der Schlägerwechsel 2014 hat es Federer zudem erlaubt, härter zu servieren. Die obere Grenze ist in diesem Bereich aber offenbar erreicht. «Ich habe mich auch schon gefragt, wie ich noch härter aufschlagen kann. Aber das werde ich wohl nicht mehr schaffen», lachte der 35-Jährige. Auch er weiss: Geschwindigkeit ist eben nicht alles.
Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 12.7.17, 14 Uhr