Resultate
Ein Mann der grossen Worte ist Chiudinelli nicht. Nachdem er mit seinem 4. Matchball den Einzug in die 2. Runde der US Open perfekt gemacht hatte, ballte er nur kurz die Faust und lächelte in Richtung seiner Box.
Dabei hätte der 34-Jährige allen Grund gehabt, nach seinem Sieg gegen den Brasilianer Guilherme Clezar etwas überschwänglicher zu jubeln: Sechs Jahre ist es her, seit Chiudinelli letztmals die 2. Runde eines Major-Turniers erreicht hat. Das war 2010, ebenfalls in Flushing Meadows.
Fitter als manch junger Spieler
Man könnte nun monieren, der Sieg in der 1. Runde sei für Chiudinelli ohnehin Pflicht gewesen. Immerhin meinte es das Los gut mit dem Schweizer und er traf mit Clezar auf einen 59 Plätze schlechter klassierten Qualifikanten. Nach dem Verlust des Startsatzes (2:6) verkam die vermeintlich einfache Aufgabe aber plötzlich zu einer grösseren Hürde.
Ich bin vielleicht fitter als mit 30.
Dass Chiudinelli im 2. Durchgang die Wende gelang, ist nicht selbstverständlich. Dass er mit fortlaufender Spieldauer bei grosser Hitze physisch klar stärker war als sein jüngerer Gegner auch nicht. Der Schweizer hat in seiner Karriere schon unzählige Operationen und Verletzungspausen hinter sich. Doch genau eine solche könnte nun der Schlüssel zum Erfolg gewesen sein.
Mit wenig Druck gegen Pouille
«Während der sechs Monate, die ich nicht Tennis spielen konnte, arbeitete ich sehr viel an der Kondition», erklärt der Baselbieter seine Fitness. Vielleicht sei er sogar fitter als mit 30, sagt er selber. Trotzdem hat er sich im Frühjahr zuviel zugemutet, als er nach dem Davis Cup direkt nach Asien weitergereist war, obwohl er eine Pause nötig gehabt hätte. Daraus hat Chiudinelli gelernt.
Habe hier vier Matches gewonnen, aber noch nicht mein bestes Tennis gezeigt.
Nach dem Heimturnier in Gstaad legte er die nötige Pause ein. Eine Woche auf dem Golfplatz, fernab vom Tennis-Zirkus. «Danach folgte ein dreiwöchiger Trainingsblock, der mir gut tat», so der 34-Jährige. Der Lohn ist die Qualifikation und der erste Erfolg am US Open.
Gegen den an Nummer 24 gesetzten Franzosen Lucas Pouille wird Chiudinelli «ganz ohne Druck» aufspielen können. Und wer weiss, was für ihn noch drinliegt. Denn: «Ich habe hier vier Matches gewonnen, obwohl ich nicht mein bestes Tennis gezeigt habe», so der Schweizer.
Sendebezug: Laufende Berichterstattung US Open