«One Nil!», ruft eine Platzanweiserin ihrem Kollegen völlig aufgeregt zu. Auch wenn Rafael Nadal gerade spielt: Der Resultathinweis gilt nicht dem Geschehen auf dem Center Court, sondern dem Fussball. England ist gegen Schweden soeben in Führung gegangen.
Zuschauer zeigen sich kreativ
Wenn man über die Anlage schlendert, deutet auf den ersten Blick rein gar nichts darauf hin, dass England in diesem Moment seinen ersten WM-Viertelfinal seit 12 Jahren austrägt. Doch wer ein bisschen genauer hinschaut, der merkt, dass an diesem Samstag Fussball auch in «SW19» König ist.
Auf Smartphones, iPads oder im Radio verfolgen die zum Teil in «Three Lions»-Shirts gekleideten Zuschauer den Viertelfinal gegen Schweden. Und als Dele Alli das 2:0 erzielt, wird auf dem «Henman Hill» ausgelassen gejubelt. Derweil wird auf dem gigantischen Screen die Partie zwischen Angelique Kerber und Naomi Osaka gezeigt.
Wir haben immer nur Tennis gezeigt, daran werden wir auch in Zukunft festhalten.
Die Organisatoren haben sich strikt dagegen entschieden, dem Fussball eine Plattform zu bieten. Die Anfrage auf eine offizielle Stellungnahme wurde zurückgewiesen, aber bereits vor dem Turnier hatte CEO Richard Lewis erklärt: «Wir haben immer nur Tennis gezeigt, daran werden wir auch in Zukunft festhalten.» Sturmlauf der «Three Lions» hin oder her, auch bei einer allfälligen Finalqualifikation möchte Wimbledon nicht von seinen Traditionen abweichen.
Euphorische britische Journalisten
Die Journalisten gucken derweil nicht in die Röhre. An ihren Arbeitsplätzen empfangen sie BBC und ITV, welche die Spiele übertragen. Auch im Mediencafé gibt es zwei kleine Screens, der Raum platzt aus allen Nähten. Das wird auch während des Halbfinals am Mittwoch nicht anders sein.
