Lorenzo Musettis Körper zieren drei Tattoos: Ein Anker am rechten Handgelenk des Überraschungs-Halbfinalisten von Wimbledon symbolisiert den Rückhalt der Familie. Seine Passion für den Sport hat der 22-jährige Italiener über seinem linken Ellbogen mit Herzschlag und Tennisschläger verewigt. Und dann ist da noch sein Leitspruch, der ziemlich gut zum steilen Aufstieg des Athleten aus der Toskana passt.
«Il meglio deve ancora venire» – das Beste kommt erst noch, steht auf der rechten Seite seines Brustkorbs. Genauso geht der Durchstarter seinen Kracher beim Rasenklassiker am Freitag gegen den 24-fachen Grand-Slam-Champion Novak Djokovic an.
Neu im Konzert der Wimbledon-Halbfinalisten
Der Weltranglisten-25. hat keine Scheu vor der grossen Bühne. «Es ist eine der schwersten Aufgaben auf der Tour. Aber ich bin ein ambitionierter Kerl und mag Herausforderungen», sagt Musetti.
Djokovic, den Musetti in einem denkwürdigen French-Open-Duell zuletzt bis 3:07 Uhr morgens forderte, ist im All England Club Dauergast im Halbfinal. Titelverteidiger Carlos Alcaraz und Daniil Medwedew, die sich am Freitag zuerst auf dem Centre Court duellieren, zählen ebenso zu den alten Bekannten auf diesem Level. Für Musetti ist es dagegen jetzt schon der bislang grösste Erfolg bei einem Grand Slam, der Durchbruch.
Glorreiche italienische Tennis-Zukunft?
Wie Alcaraz, Holger Rune und Landsmann Jannik Sinner ist er ein Vertreter der neuen Generation, die sich anschickt, die alternden Grössen endgültig abzulösen. Doch Musetti hebt sich durchaus ab. Er spielt die Rückhand elegant einhändig wie sein Idol Roger Federer, besticht mit taktischer Variabilität und trägt abseits des Platzes in jungen Jahren schon viel Verantwortung als Vater seines vier Monate alten Sohnes Ludovico.
Italien, das aktuell fünf Spieler mit maximal 23 Jahren in den Top 50 und auch bei den Frauen in Jasmine Paolini einen Shootingstar hat, ist einmal mehr entzückt. «Was für ein Wunder», schrieb die Gazzetta dello Sport angesichts der nächsten grossen Erfolge. Und Musetti, dessen Heimatstadt Carrara berühmt ist für weissen Marmor und seine Bildhauerakademie, arbeitet in Wimbledon weiter an seinem Denkmal.