- Eine beherzte Aufholjagd bringt Stefanos Tsitsipas (ATP 6) in Melbourne nach über 4-stündigem Fight gegen Rafael Nadal (ATP 2) beim 3:6, 2:6, 7:6 (7:4), 6:4, 7:5 das Halbfinal-Ticket.
- Der Spanier gibt erst zum 3. Mal in seiner Karriere eine 2:0-Satzführung preis, weil er ganz ohne Ankündigung ab dem Tiebreak in Umgang 3 viel zu viele Punkte verschenkt.
- In seinem 3. Major-Halbfinal wartet auf den Griechen die russische Weltnummer 4 Daniil Medwedew ( Freitag ab 9:35 Uhr live bei SRF info ).
Nach Sätzen vom 0:2 zum 3:2: Dieses Glanzstück glückte Stefanos Tsitsipas im Viertelfinal bei den Australian Open 2021. Und zwar gegen niemand Geringeren als gegen Rafael Nadal, der zuvor im gesamten Turnier ohne Satzverlust geblieben war.
Trotz erheblichen Anlaufproblemen lenkte der Grieche einen lange einseitigen Match ab dem 3. Satz abrupt in eine komplett andere Richtung. Dies aus zwei Gründen: Der Linkshänder aus Manacor liess merklich nach, und Tsitsipas selbst warf doch noch seinen Motor an.
Nadal bleibt auf Augenhöhe mit Federer
Nachdem Favorit Nadal im Entscheidungs-Durchgang stets hatte vorlegen können, realisierte Tsitsipas das wegweisende Break zum 6:5. Bei eigenem Service sah sich die Weltnummer 6 dann zwar nochmals einer Breakchance gegenüber, verwertete aber den 3. Matchball nach aufwühlenden 245 Minuten zum Coup.
Somit wahrte der ATP-Finals-Gewinner von 2019 seine Ungeschlagenheit in einem Major-Viertelfinal und rückte zum 3. Mal in die Vorschlussrunde vor (zum zweiten Mal beim «Happy Slam» nach 2019). Im Kampf um den Endspiel-Einzug begegnet Tsitsipas am Freitag dem formstarken Daniil Medwedew. Gegen den Russen hinkt er im Direktvergleich zwar 1:5 hinterher, entschied aber das letzte Duell in der Round Robin bei den ATP-Finals 2019 für sich.
Derweil ging Nadal nach seinem Traumstart mit wehenden Fahnen unter. Der Rekord-Grand-Slam-Sieger (mit 20 Titeln ex aequo mit Roger Federer), wird somit «down under», wo er überhaupt «nur» 2009 den Titel hatte erringen können, den Schweizer Ausnahmekönner sicher noch nicht überflügeln.
Dafür ist mit der Niederlage Nadals klar, dass Novak Djokovic, der dritte im Bunde der «Überspieler», Federer bald einen anderen Rekord wird entreissen können: Am 8. März wird der Serbe seine 311. Woche als Nummer 1 in Angriff nehmen – und damit den Schweizer übertrumpfen.
Zunächst abgeblitzt, dann zurückgeschlagen
Tsitsipas weckte im Viertelfinal nach drohender resultatmässiger Ohrfeige erst ab dem 3. Satz seinen Kampfgeist. Nachdem die Partie zuvor regelrecht an ihm vorbeigesaust war, erwies er sich nun als ebenbürtiger Herausforderer – das Skoreboard wies mittlerweile ein 3:6, 2:6 und 6:6 aus. Die andere Wahrheit hinter dem Spielstand: Tsitsipas hatte sich noch keinen Breakball erspielt und konnte in Umgang 3 bei Aufschlag Nadal nur einen einzigen Punktgewinn verbuchen (im 6. und letzten Service-Game des Mallorquiners).
Im Tiebreak vermochte er den Spanier aber zu düpieren – und anhaltend zu verwunden. Auch, weil dieser sich auf einmal leichtfertige Fehler leistete, verkürzte der 22-Jährige nach Sätzen auf 1:2. Keinem seiner vier Vorgänger war es zuvor gelungen, Nadal heuer in Melbourne einen Satz abzunehmen. Für Tsitsipas sollte es bekanntlich noch deutlich besser kommen.