So emotional wie nach dem Matchball hatte man Ashleigh Barty bei keinem ihrer Grand-Slam-Titel erlebt – weder 2019 beim Premierensieg bei den French Open, noch im Vorjahr beim Klassiker in Wimbledon. «Ich bin so stolz, ein Aussie zu sein», meinte die 25-Jährige aus Queensland. Es ist eben kein Sieg so schön, wie derjenige zuhause.
Bescheidenheit ist Trumpf
Schon bei ihrer Siegerinnen-Rede auf dem Court zeigte Barty wieder diese Bescheidenheit, für welche die Australier ihre «Ash» so lieben. Sie gratulierte Danielle Collins, dankte Organisatoren, Schiedsrichtern, Ballkindern sowie Fans, und richtete liebevolle Worte an ihre Eltern und Schwestern auf der Tribüne. Über ihre eigenen herausragenden Leistungen wollte sie kein Wort verlieren. «Ich habe solch ein Glück, dass so viele Leute hier sind, die mich lieben und unterstützen», sagte Barty gerührt.
In der Rod Laver Arena kannte der Jubel der knapp 12'000 Fans keine Grenzen, vor dem Stadion feierten Tausende ohne Ticket ihre Heldin. Auf der Tribüne erhoben sich nach der australischen Sternstunde auch Legende Rod Laver und Christine O'Neil, die 1978 als letzte Australierin beim Heimspiel triumphiert hatte, von den Sitzen.
Nach den Auszeiten stärker als je zuvor
Schon seit dem ersten Turniertag war Barty die grosse Favoritin gewesen, eine ganze Nation erwartete den Titel – ein Druck, dem diese in ihrer Karriere nicht immer standgehalten hatte. Nach den US Open 2014 nahm sie sich ausgebrannt eine Auszeit, spielte in der Heimat professionell Cricket und fand so den Spass am Sport wieder. 2020 wie auch zum Ende der vergangenen Saison nahm Barty ebenfalls längere Pausen, um während der Corona-Pandemie mehr Zeit bei ihrer Familie verbringen zu können. Aus diesen Auszeiten zog Barty viel Kraft.
Dies zahlte sich nun wortwörtlich aus: Der Sieg bei den Australian Open ist mit rund 1,9 Millionen Schweizer Franken dotiert. Am Montag geht sie in ihre 113. Woche als Führende der Weltrangliste – nur 7 Spielerinnen schafften mehr. Sie wird demnächst die Belgierin Justine Henin einholen, dazu fehlen nur 4 weitere Wochen. Bartys Vorsprung auf die zweitplatzierte Aryna Sabalenka beträgt mittlerweile 2633 Punkte (bei 8331 Zählern).