Überraschende Siegeszüge von Underdogs sind umso beeindruckender, wenn sie aus dem Nichts kommen. Und das ist bei Elisabetta Cocciaretto (WTA 116) der Fall.
Die eigentliche Sandplatz-Spezialistin wurde erst in den letzten Jahren von ihrem Coach Fausto Scolari auf das Rasentennis getrimmt. «Er hat mich komplett umgestellt», erklärt die 24-Jährige. «Ich durfte nicht mehr weit hinter der Grundlinie stehen, musste aggressiver auftreten.»
Ich konnte nicht mehr laufen, lag nur im Bett, schlief 15 Stunden am Tag.
Krankheit und Absturz
So wuchs Cocciarettos Liebe zum schnelleren Belag und speziell jene zu Wimbledon, dem Mekka des Rasentennis. Vor einem Jahr war die Vorfreude auf das Turnier riesig – doch eine schlimme Lungenentzündung bremste sie aus.
«Ich konnte nicht mehr laufen, lag nur im Bett, schlief 15 Stunden am Tag», blickt Cocciaretto zurück. Die Krankheit zog sich hin, die Italienerin fand nur schleppend zurück auf den Platz.
In diesem Jahr gewann sie vor der Rasensaison nur fünf Spiele und stürzte im Ranking ab. Aktuell ist die ehemalige Weltnummer 29 nur noch auf Rang 116 zu finden.
Weltnummer 3 geschockt
Und dann kam Wimbledon: Cocciaretto fegte zum Auftakt die Weltnummer 3 Jessica Pegula in weniger als einer Stunde vom Platz. Auch wenn die amerikanische Titel-Mitfavoritin nicht ihren besten Tag einzog, war das 6:2, 6:3 von Cocciaretto beeindruckend.
Auch in der 2. Runde gegen Katie Volynets (USA/WTA 98) gab sie keinen Satz ab und dominierte beim 6:0, 6:4 vor allem zu Beginn nach Belieben.
Ihre nächste Gegnerin Belinda Bencic (WTA 35) dürfte also gewarnt sein. Die Ostschweizerin, die das einzige bisherige Duell mit Cocciaretto gewonnen hat, ist aber auch selber in Form. Und schielt beim aktuellen Favoritinnensterben an der Church Road auf den ganz grossen Coup.