Weil beim diesjährigen Wimbledon-Turnier keine Weltranglisten-Punkte vergeben werden, war im Vorfeld nicht selten von einem Exhibition-Event die Rede. Davon war an den ersten 9 Turnier-Tagen jedoch nichts zu spüren. Die Emotionen – positive wie negative – sind so gross wie eh und je an einem Grand-Slam-Turnier. Das zeigt nicht zuletzt auch der Jubel von Rafael Nadal (ATP 4) nach seinem Achtelfinal-Sieg gegen Botic van de Zandschulp am Montagabend.
Der Spanier hat in seiner hochdekorierten Karriere bereits einige Exhibitions gespielt, darunter auch mehrere mit Roger Federer. Wimbledon 2022 ist für Nadal aber mit Sicherheit kein Schauturnier. Im Gegenteil: Die fehlenden Ranglisten-Punkte wird die ehemalige Weltnummer 1 verkraften, für den Major-Rekordsieger geht es um weit mehr: Noch immer hat Nadal die Chance, den Grand Slam zu schaffen, sprich alle 4 Grand-Slam-Turnier im selben Kalenderjahr zu gewinnen.
Besser als jetzt wird die Chance dazu für den 36-Jährigen wohl kaum mehr. Nadal steht aktuell bei 18 Siegen in Serie bei Major-Turnieren, 10 weitere Erfolge trennen den Mallorquiner vom Grand Slam. Ein Meilenstein, den bisher erst zwei Männer geschafft haben: Don Budge (1938) und Rod Laver (1962 und 1969).
Nr. 19 könnte in Gefahr geraten
Nur allzu gerne würde Nadal mit seinem 3. Triumph in Wimbledon auch den Vorsprung auf Novak Djokovic und Roger Federer (je 20) in Sachen Grand-Slam-Titeln ausbauen. Bereits diese Aufgabe präsentiert sich für den 22-fachen Champion aber schwer. Im Viertelfinal am Mittwoch wartet mit Taylor Fritz (ATP 14) einer von 3 Spielern auf Nadal, der den Spanier in diesem Jahr bereits bezwingen konnte – und das sogar in einem Final.
Im März triumphierte Fritz dank eines 6:3, 7:6-Erfolgs gegen Nadal in Indian Wells erstmals auf ATP-1000-Stufe, gleichzeitig beendete der US-Amerikaner auch die 20 Spiele andauernde Siegesserie seines Widersachers. Nun könnte sich Fritz an der Church Road erneut als Serientöter von Nadal entpuppen.
Auf dem Papier steigt Nadal als klarer Favorit in die Begegnung. Der 36-Jährige steht zum insgesamt 47. Mal im einem Grand-Slam-Viertelfinal, Fritz zum 1. Mal überhaupt.
Unterschätzen wird Nadal seinen 12 Jahre jüngeren Kontrahenten aber gewiss nicht, denn Fritz bringt durchaus die Voraussetzungen mit, um den Routinier vor Schwierigkeiten zu stellen. Auf dem Weg in den Viertelfinal hat er noch keinen einzigen Satz abgegeben. Fritz' starker Aufschlag sowie die harte Vorhand kommen auf Rasen besonders gut zum Tragen. Doch reicht das aus, um Nadals Traum vom Grand Slam zu beenden?