Zwei Dinge ziehen sich durch die Karriere von Rafael Nadal: Seine Verletzungen und seine Trophäen. Erst gerade frisch erholt von einer hartnäckigen Fussverletzung und einer Corona-Erkrankung reiste der Spanier ohne Vorschusslorbeeren nach Australien – und holt sich entgegen aller Erwartungen den Titel und damit als erster Spieler überhaupt die 21. Grand-Slam-Trophäe.
«Vor eineinhalb Monaten wusste ich nicht, ob ich wieder auf die Tour zurückkehren würde. Ihr könnt euch nicht vorstellen, was ich getan habe, um zurückzukommen», meinte Nadal im Anschluss an seinen epischen 5-Satz-Sieg gegen Daniil Medwedew im Platzinterview. «Jetzt stehe ich da mit dieser Trophäe – unglaublich. Es ist eine meiner emotionalsten Partien meiner Tennis-Karriere.»
Auf den Spuren von Laver und Emerson
Dabei hat der «Stier von Manacor», der ewige Kämpfer, bereits unzählige emotionale Siege gefeiert. Zum Beispiel sein French-Open-Titel 2013, nach über 200 Tagen Pause wegen Kniebeschwerden. Oder die mühsamen Jahre 2015 und 2016 mit diversen Rückschlägen und Verletzungen, gefolgt von «La Decima» in Paris, dem 10. Titel bei seinem Turnier, auf seiner Unterlage.
Nun hat Nadal also auch an den Australian Open, seinem auf dem Papier «unliebsten» Major, den 2. Titel geholt. Nach Rod Laver, Roy Emerson und Novak Djokovic ist Nadal erst der 4. Spieler der Geschichte, der jedes der vier Grand-Slam-Turniere mindestens zweimal gewonnen hat.
Dazu war einmal mehr ein unglaublicher Kraftakt nötig. Gegen Medwedew lag der Spanier mit 2 Sätzen im Rückstand, schien ausgepumpt. Die Live-Buchmacher gestanden ihm noch 6% Siegeschancen zu. Doch Nadal kam zurück und drehte die Partie noch. «Du hast dein Niveau nach 2 Sätzen unglaublich gesteigert», meinte der unterlegene und leicht konsterniert dreinblickende Russe im Anschluss.
Medwedews kaputter TV
Medwedew hätte der erste Spieler der Profi-Ära werden können, der seine ersten beiden Major-Titel unmittelbar nacheinander gewinnt. Trotz der Niederlage zeigte er sich als fairer Verlierer – und immer noch zu Spässen aufgelegt. Angesprochen auf seine Frau, die heute in seiner Box fehlte, meinte er lächelnd: «Der TV zu Hause wird jetzt wohl kaputt sein.»
Kaputt war nach dem Spiel auch Nadal, und wie: In den Katakomben der Rod Laver Arena liess er sich von seinem Team in die Arme nehmen – und ging dann völlig ausgepumpt zu Boden. Nur Augenblicke später hätte er sich aber aufraffen und sein «Cool-Down» auf einem Velo beginnen können, berichtet der Tennis-Journalist Ben Rothenberg.