Es herrscht eine fast schon andächtige Stille auf der Anlage. Kein lautes Wort, keine Hektik, keine Nervosität. Und dennoch ist die Vorfreude spürbar. Es ist Sonntag, der Tag vor dem mit grosser Spannung erwarteten Turnierstart.
Bevor sich am Montag bis zu 39'000 Fans auf dem Gelände tummeln, wirkt Wimbledon am Tag davor wie ausgestorben. Hie und da werden noch letzte Arbeiten vorgenommen. Die Fenster werden noch einmal geputzt, der Rasen gesprengt, die Blumen gegossen.
Eine willkommene Abkühlung
Nicht ratsam ist es, just in diesem Moment ein Stockwerk tiefer durchzulaufen. Eine zweite Dusche hat aber – speziell an diesem Bilderbuch-Sonntag, wo die Sonne schon frühmorgens unbarmherzig vom Himmel scheint – noch nie geschadet.
Beim «Henman Hill» oder «Murray Mound» angekommen – über den Namen kann bei einem oder zwei Gläschen Pimm’s schon einmal intensiv diskutiert werden – sticht etwas sofort ins Auge. Der gigantische neue Screen ausserhalb des Centre Courts. 6 auf 18 Meter misst die riesige Leinwand.
Ob hier vielleicht der WM-Achtelfinal der «Three Lions» gegen Kolumbien gezeigt wird? Es ist nicht anzunehmen. Wimbledon ist Tennis. Nicht Fussball. Von ihren Traditionen weichen die Organisatoren so wenig ab wie England-Coach Gareth Southgate von seinem schicken Zwirn.
Keine Spieler weit und breit
Etwas aber fehlt. Es ist das vertraute Geräusch, das einen sonst auf Schritt und Tritt begleitet. Das Geräusch von Tennisbällen, die übers Netz gedroschen werden. Von Spielern, die sich anfeuern oder sich über einen Fehler ärgern. Die mit ihren Coaches diskutieren oder mit Kollegen scherzen. Die Hauptprotagonisten, sie fehlen an diesem Sonntag.
Das hat einen Grund: Am Tag vor dem Turnierstart bekommt der Rasen noch einmal ein bisschen Ruhe. Er wird geschont für die Strapazen, die in den nächsten Wochen auf ihn zukommen werden. Dies ist bitter nötig, denn: Auch für die nächsten Tage sind im Südwesten Londons sommerliche Temperaturen angekündigt. Die Voraussetzungen, dass sich Wimbledon einmal mehr von seiner besten Seite präsentieren kann, könnten besser nicht sein.
Sendebezug: SRF zwei, sportaktuell, 29.06.2018, 22:20 Uhr.