Das offizielle Sprudelwasser der French Open liefert ein französisches Traditionsunternehmen. Und wenn man Iga Swiatek in diesen Tagen beobachtet, befindet sich in den bauchigen grünen Flaschen offenbar ein Zaubertrank.
«Irgendwie ist es hier immer so, dass ich mehr an mich glaube», sagte die Polin, die in Roland Garros eine erstaunliche Wandlung vom Häuflein Elend der vergangenen Monate zurück zur selbstbewussten Topspielerin der vergangenen Jahre vollzogen hat.
Nun gegen Sabalenka
Am Donnerstag bekommt es die 24-Jährige im Halbfinal mit ihrer grossen Widersacherin Aryna Sabalenka zu tun. Das Duell der beiden besten Spielerinnen der Zwanzigerjahre ist quasi das Sinner-Alcaraz des Frauen-Tennis, das Nonplusultra. Dass es diesmal aber überhaupt zum Aufeinandertreffen zwischen der vierfachen Paris-Siegerin und der Weltranglisten-Ersten aus Belarus kommt, ist alles andere als selbstverständlich.
Ich bin nicht in der Lage, auf meinem Niveau zu spielen. Es ist klar, dass mit dem, was ich mache, etwas nicht stimmt.
«Ich hatte schwache Ergebnisse, die mit anderen Herausforderungen zusammenfielen, auch im familiären Bereich», sagt Swiatek über die Zeit seit ihrem French-Open-Erfolg im Vorjahr. Bis dahin beherrschte sie ihren Sport und vor allem das Sandplatztennis phasenweise nach Belieben, seitdem hat sie keinen einzigen Final mehr erreicht, ist auf Platz 5 im WTA-Ranking abgerutscht.
Reihenweise Tiefpunkte
Der Traum vom Olympiasieg platzte ausgerechnet in «ihrem» Paris, später kam die Nachricht vom positiven Dopingtest, der allerdings nur einen Monat Sperre nach sich zog. Dennoch: Swiatek erlitt einen satten Knacks, auf einmal war die Unantastbare für viele schlagbar.
Die Tiefpunkte erlebte Swiatek kurz vor Paris: 1:6, 1:6 im Rom-Halbfinal gegen Coco Gauff, 1:6, 5:7 in der dritten Runde von Madrid gegen Danielle Collins. «Ich bin nicht in der Lage, auf meinem Niveau zu spielen. Es ist klar, dass mit dem, was ich mache, etwas nicht stimmt», sagte sie vor den French Open.
Nur Nadal und Evert besser
Doch auf einmal stimmt es wieder. Zwar nicht immer – im Achtelfinal gegen Jelena Rybakina ging sie im ersten Satz mit 1:6 unter. Dennoch: Es ist wieder die Paris-Iga. Im Viertelfinal gegen Elina Switolina (6:1, 7:5) zeigte sie ihre bislang beste Leistung.
Swiatek steht nun bei 26 gewonnenen French-Open-Matches in Serie – nur die grosse Chris Evert schaffte bei den Frauen mehr (29). Ihre Match-Bilanz beim Sandplatz-Klassiker: 40:2 – nur Rafael Nadal (40:1) erreichte 40 Siege schneller. Der Traum vom vierten Paris-Titel in Serie, den noch keine Frau geholt hat, lebt auf einmal wieder.