«Der Traum meiner Familie ist heute offiziell wahr geworden», sagte eine überwältigte Sofia Kenin nach ihrem 1. Grand-Slam-Triumph. Die 170 cm kleine Amerikanerin hatte sich in Melbourne völlig unerwartet als grosse Figur entpuppt.
Ich erlebe gerade ein wahrhaftiges Märchen.
1987 brachen Kenins Eltern mit 300 Dollar auf
Ihr Vater und Coach Alexander Kenin filmte die emotionalen Jubel-Szenen in der Rod-Laver-Arena mit dem Handy. Aus der Sowjetunion war er 1987 mit 300 Dollar im Sack auf der Suche nach einem besseren Leben in die USA gezogen. Kenin kam 1998 aber in Moskau zur Welt. So wollten es die Eltern. Einige Monate später kehrte die Familie in die USA zurück. Den Kenins sei es finanziell nicht viel besser ergangen als rund 10 Jahre zuvor, heisst es.
So erstaunt Kenins Rede bei der Siegerehrung wenig. Sie grüsste auch ihre Mutter, die den Final vermutlich zuhause am TV verfolgt hatte. «Ich habe sie unmittelbar nach dem Match angerufen und ihr gesagt, sie könne sich nun entspannen», so Kenin. Zu nervös sei ihre Mutter jeweils, um ihre Spiele live zu verfolgen.
Schon als kleines Mädchen hatte Kenin forsch von einer grossen Karriere gesprochen. Bis zu diesen Australian Open war sie aber nie über einen Grand-Slam-Achtelfinal hinausgekommen, jetzt darf sie sich über ein Preisgeld von rund 2,65 Millionen Franken freuen.
Plötzlich die Nummer 1 der US-Frauen
Mit 21 Jahren und 80 Tagen ist Kenin die jüngste Australian-Open-Siegerin seit Maria Scharapowa 2008. Am Montag wird sie in der Weltrangliste erstmals in die Top Ten (Rang 7) vorrücken und Serena Williams als beste Amerikanerin ablösen.
Mit ihrem Aussenseitererfolg katapultiert sie sich auch in den medialen Fokus. Das Interesse bei den amerikanischen Tennis-Frauen lag zuvor eher auf der nimmermüden Williams und der erst 15-jährigen Cori Gauff. «Ich erlebe gerade ein wahrhaftiges Märchen», sagte Kenin.
Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 01.02.2020, 09:30 Uhr