Es ist gar noch nicht so lange her, da standen sich Carlos Alcaraz und Daniil Medwedew schon einmal im Halbfinal eines Grand-Slam-Turniers gegenüber. Vor 56 Tagen duellierten sich der Spanier und der Russe auf dem «heiligen Rasen» in Wimbledon, Alcaraz fegte damals wie ein Sturm über Medwedew hinweg und gewann nach nicht einmal zwei Stunden mit 6:3, 6:3, 6:3.
Medwedew zuletzt ohne Rezept gegen Alcaraz
Jenes in Wimbledon war eines von zwei Duellen, das Medwedew gegen Alcaraz bisher verlor. Die zweite Niederlage stammt ebenfalls aus dieser Saison. Beim ATP-1000-Turnier in Indian Wells im März kreuzten sich die Wege der aktuellen Weltnummern 1 und 3 im Final. Bereits da liess Alcaraz Medwedew auf dessen Lieblingsunterlage Hartplatz nicht den Hauch einer Chance und siegte mit 6:3, 6:2.
Der erste und bisher einzige Sieg von Medwedew gegen den 20-jährigen Shootingstar aus Murcia liegt bereits über 2 Jahre zurück. 2021 in Wimbledon – Alcaraz war damals noch die Nummer 75 der Welt – setzte sich der Russe im All England Club klar in 3 Sätzen durch.
Gegen De Minaur und Rublew grundsolide
Aufgrund der jüngsten Direktduelle und des unglaublichen Höhenflugs von Alcaraz kommt Medwedew im Halbfinal der US Open die Aussenseiterrolle zu. Möglicherweise spielt ihm das sogar in die Karten. Der 27-Jährige wirkte nach seinem Viertelfinal-Sieg gegen Andrej Rublew äusserst entspannt und stellte sich an der Pressekonferenz in bester Laune den Fragen der Medienschaffenden. Auf Alcaraz angesprochen gab Medwedew ausgiebig Auskunft:
Er hat jeden Schlag im Repertoire und im Vergleich zu den anderen Spielern Extra-Power. 97% der Spieler schaffen es nicht, mich wegzudrängen, da ich fast jeden Ball erlaufe. Alcaraz kann es aber, weil er diese unglaubliche Power hat. Doch jeder Spieler ist schlagbar. Novak wurde besiegt, Rafa wurde sogar auf Sand besiegt, was fast unmöglich ist. Das Gleiche gilt für Alcaraz. Ich werde immer versuchen, ihn zu schlagen.
Verstecken muss sich Medwedew in der Tat nicht. Der US-Open-Champion von 2021 zeigte sowohl gegen Rublew als auch bereits in der Runde zuvor gegen Alex de Minaur eine vorzügliche Leistung. Verbesserungspotenzial sieht Medwedew einzig noch beim Aufschlag: «Ich muss auf die Linien servieren, sonst reicht es nicht.»
Die Viertelfinals von Medwedew und Alcaraz an den US Open 2023
Die verblüffenden Zahlen von Alcaraz
Ob ein starker Medwedew genügt, um diesen Alcaraz zu bodigen, wird sich weisen. Der Titelverteidiger hat in dieser Saison bewiesen, dass er an den wichtigsten Turnieren sein «A-Game», sprich sein bestes Tennis, abrufen kann. 2023 steht er an Grand-Slam-Turnieren bei einer Bilanz von 17:1, die einzige Niederlage musste Alcaraz an den French Open im Halbfinal gegen Novak Djokovic einstecken, nachdem er beim Stand von 1:1 Sätzen früh im 3. Durchgang durch Krämpfe zurückgebunden worden war.
Doch nicht nur bei den Major-Turnieren, bei denen er nun zum 4. Mal in Serie im Halbfinal steht, kommt Alcaraz auf schwindelerregende Zahlen. Total stehen bei ihm in diesem Jahr 58 Siegen nur 6 Niederlagen gegenüber. Oder anders gesagt: In 91 Prozent all seiner Partien 2023 wurde Alcaraz am Netz zum Sieg gratuliert.