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Vor dem Wimbledon-Start «3 Fragen!» – der ganz normale Media-Day-Wahnsinn

Am Samstag hiess es in Wimbledon traditionell «Media Day». Doch was muss man sich eigentlich darunter vorstellen?

Media Day ist dann, wenn TV-Journalisten stundenlang und bisweilen verzweifelt auf ihre Interviewpartner warten, dann plötzlich ihre Kameraleute von A nach B hetzen, nur um dann festzustellen, dass der gewünschte Protagonist bei C wartet.

Sind dann endlich alle ready – und wie im aktuellen Fall schweissgebadet – erkundigt man sich zuerst einmal nach dem Befinden des Spielers. Man möchte ja nicht unhöflich sein und sofort das Eis brechen. Die 2. Frage dreht sich dann um den ersten Gegner im Turnier. Das gehört sich nun einmal so, wer will schon mit der Tür ins Haus fallen? Bei der 3. Frage wagt man sich dann etwas mehr auf die Äste hinaus, versucht, etwas aus dem Gegenüber herauszukitzeln. Wie war das noch einmal mit dieser Setzliste in Wimbledon? Was läuft eigentlich falsch im ATP-Spielerrat?

Die Hand an der Schulter

Jetzt wird es endlich so richtig spannend, man möchte mehr erfahren, nachhaken. Doch just in diesem Moment spürt man das Fingertippen der Medienverantwortlichen auf der Schulter, die stumme Message unmissverständlich: ‹Das war Ihre letzte Frage. Sehen Sie zu, dass Sie zum Ende kommen!›

«3 Fragen!» – diese 2 Worte bekommen die TV-Journalisten bei Tennisturnieren öfter zu hören als «Game Federer.» In manchen Fällen wären «3 Fragen!» aber gar Luxus. So zum Beispiel bei Interviews mit Rafael Nadal oder Novak Djokovic. Denn alleine bekommt man sie nur noch ganz selten vor die Linse, meist heisst es: «Pool Interviews!» (was bei dieser Hitze wenigstens zum Thema passt)

Das Ganze sieht dann so aus: Zwischen 6 und 10 TV-Stationen werden auf einem gefühlten Quadratmeter zusammengepfercht. «4 Fragen!», heisst es dann. Nein, nicht für jeden. Für alle zusammen. Dann beginnt das Chaos erst so richtig.

Wenn einer einfach reinpfuscht

Der amerikanische Journalist möchte gerne etwas über besondere Wimbledon-Momente wissen, die resolute Japanerin braucht unbedingt eine Aussage zum Thema Rasen. Nach intensiven Diskussionen hat man sich auf die 4 Fragen verständigt.

Dumm nur, wenn sich dann während des Interviews unerlaubterweise ein argentinischer Reporter dazugesellt und mit einer erstaunlichen Selbstverständlichkeit dazwischen posaunt. Das wars dann mit der Frage für den italienischen Journalisten. 4 Fragen sind 4 Fragen. Nicht 5.

So geht es weiter, es ist der ganz normale Media-Day-Wahnsinn bei einem Grand-Slam-Turnier. Nur einer lässt sich davon nicht beeindrucken: Roger Federer spult sein Programm mit einer beeindruckenden Gelassenheit ab. Auf Floskeln greift er dabei nur ganz selten zurück. Das können andere «besser». Gute Antworten zu geben soll schliesslich ebenfalls so gelernt sein wie interessante Fragen zu stellen.

Im Video ganz zuoberst auf dieser Seite haben wir Belinda Bencic für einmal mit etwas anderen Fragen konfrontiert.

Sendebezug: SRF zwei, sportaktuell, 29.6.19, 21:25

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