Zwischen 1892 und 1932 kamen bei den French Open sämtliche 36 Sieger im Männer-Einzel aus Frankreich. Seither sind gerade einmal noch 2 Champions hinzugekommen: Marcel Bernard 1946 und Yannick Noah 1983. Und auch 2020 wird es wohl nichts mit einem weiteren männlichen Sieger werden.
Denn die «Grande Nation» ist im Männer-Tableau ganz klein geworden. Erstmals seit 10 Jahren steht nur ein Franzose in der 3. Runde. Dieser heisst Hugo Gaston, ist die Nummer 239 der Welt, ist in Paris nur dank einer Wildcard am Start und trifft nun auf keinen geringeren als Stan Wawrinka.
Wie Tag und Nacht
Die Rollen könnten eindeutiger nicht verteilt sein: Hier der dreifache Grand-Slam-Champion aus der Schweiz, der an einem guten Tag auch von den Besten der Welt kaum zu schlagen ist. Und da der unerfahrene Franzose, der in seiner Karriere noch gar nie gegen einen der Besten gespielt hat.
Vor Paris auf ATP-Stufe noch sieglos
Der 20-jährige Gaston hat bislang hauptsächlich ITF- und Challenger-Turniere bestritten. Vor den diesjährigen French Open bestritt er gerade einmal 2 Matches auf der ATP-Tour und verlor beide.
Doch in Paris hat der Wildcard-Inhaber die Gunst der Stunde genutzt. In der Startrunde eliminierte er seinen Landsmann Maxime Janvier (ATP 204) in 3 Sätzen. Und in der 2. Runde feierte Gaston mit seinem Viersatzsieg über den Japaner Yoshihito Nishioka (ATP 52) den grössten Sieg seiner Karriere. Gegen einen höher klassierten Gegner hat der Franzose noch gar nie gespielt.
Gaston spielt etwas aggressiver als Koepfer – oder er versucht es zumindest.
Das ändert sich am Freitag, wenn Gaston kurz nach Mittag auf dem Court Suzanne Lenglen auf Wawrinka (ATP 17) trifft. Der Romand weiss relativ gut, was ihn in seinem Drittrunden-Duell erwartet. «Ich habe Gaston in seinem Startspiel gesehen und auch etwas von seiner 2. Partie», sagte Wawrinka am Mittwoch.
Der 35-jährige Lausanner vergleicht den Franzosen mit seinem deutschen Zweitrunden-Gegner Dominik Koepfer: «Beide sind Linkshänder. Gaston spielt etwas aggressiver als Koepfer – oder er versucht es zumindest.»
Wawrinka scheint gut vorbereitet zu sein, um Gastons Paris-Märchen zu einem Ende zu bringen.