Bei der 121. Austragung der French Open (28. Mai bis 11. Juni) schlägt der inoffizielle König zum ersten Mal seit nicht auf. Nach der verletzungsbedingten Absage des 14-fachen Turniersiegers Rafael Nadal stehen seine potenziellen Nachfolger in den Startlöchern.
Das Favoriten-Duo
Zu Jahresbeginn schlug sich Carlos Alcaraz noch mit Verletzungen herum und musste für die Australian Open passen. In Paris wäre die Weltnummer 1 nicht nur in Augen der spanischen Fans der logische Nachfolger Nadals. Alcaraz ist wie sein Vorbild ein Sand-Spezialist schlechthin und stellte seine Form mit Turnier-Siegen in Barcelona und Madrid eindrücklich unter Beweis. Die Hauptprobe misslang Alcaraz jedoch gründlich. Beim ATP-1000-Turnier in Rom schied der 20-Jährige schon in der 3. Runde gegen den ungarischen Qualifikanten Fabian Marozsan aus.
16 Jahre älter aber kein bisschen müde ist der wohl grösste Herausforderer von Alcaraz in Paris. Novak Djokovic ist neben Stan Wawrinka der einzige Spieler, der die Phalanx Nadals am Bois de Boulogne brechen konnte. Triumphiert er in Paris ein drittes Mal, winkt dem Serben der alleinige Grand-Slam-Rekord. Djokovic hat auf Sand dieses Jahr allerdings nur 8 Matches bestritten und davon 5 gewonnen. Trotz bescheidener Bilanz dürfte die Weltnummer 3 mit dem Rekord vor Augen wieder zu Höchstleistungen auflaufen. Zum Duell zwischen Djokovic und Alcaraz könnte es im Halbfinal kommen.
Die Herausforderer
Als Djokovic nach seinem Siegertipp in Paris gefragt wurde, nannte er neben Alcaraz auch Holger Rune (ATP 6). Der dänische Shootingstar befindet sich in exzellenter Form und musste sich in Rom erst in Final Daniil Medwedew geschlagen geben. Rune beeindruckt vor allem mit seiner Bilanz gegen Top-5-Spieler. Vor seiner Final-Niederlage in Rom gestaltete er sieben Duelle mit Spielern aus den Top 5 nacheinander siegreich. Hat der aufbrausende 20-Jährige seine Emotionen im Griff, könnte er sein Major-Bestergebnis aus dem Vorjahr (Viertelfinal) noch übertreffen.
In aufsteigender Form befindet sich auch Stefanos Tsitsipas (ATP 5). Der Grieche schnupperte schon zweimal ganz nah an einem Grand-Slam-Triumph. Beide Male war Djokovic der Spielverderber: 2021 gab Tsitsipas in Paris einen 2:0-Satzvorsprung preis, zu Jahresbeginn blieb er in Melbourne chancenlos.
Gerade rechtzeitig scheint auch Casper Ruud wieder in die Spur gefunden zu haben. Die norwegische Weltnummer 4 stiess in Rom bis in den Halbfinal vor, scheiterte bei seinem Lieblingsturnier in Genf allerdings frühzeitig. In Paris musste er sich im Vorjahr erst im Final Nadal beugen.
Die Fragezeichen
Im Normalfall würde Daniil Medwedew nicht auf dieser Liste auftauchen. Der Russe spielt zwar seit Jahren an der Weltspitze mit, Sand war aber noch nie die Lieblingsunterlage des US-Open-Siegers von 2021. In Paris scheiterte er bei seinen ersten vier Teilnahmen stets in der 1. Runde. Über den Viertelfinal kam er noch nie hinaus. Nun entschied er vor einer Woche aber das ATP-1000-Turnier in Rom für sich. Wenn er in Paris an diese Leistung anknüpfen kann, muss man auch Medwedew auf der Rechnung haben.
2022 schaltete Alexander Zverev Alcaraz nach einer Machtdemonstration aus und forderte Paris-König Nadal im Halbfinal alles ab. Keine zwei Sätze aber schon über drei Stunden waren gespielt, als der Deutsche nach einem üblen Fehltritt verletzt aufgeben musste. Von diesem Rückschlag hat sich Zverev seither nicht mehr erholt, in der Weltrangliste rutschte er auf Platz 27 ab. Findet er in der Stadt der Liebe zu alter Stärke zurück?