Mit dem Finalsieg gegen Nick Kyrgios und dem Gewinn seines 7. Wimbledon-Titels ist Novak Djokovic am Sonntag wieder im Tennis-Himmel angekommen. Das ist alles andere als selbstverständlich, wenn man bedenkt, dass der Serbe noch vor einem halben Jahr durch die Hölle gehen musste.
Nach allem, was ich in diesem Jahr schon erleben musste, hat dieser Sieg einen noch höheren Stellenwert als ohnehin schon.
Im Januar wurde Djokovic nach einem bürokratischen Schlamassel die Teilnahme an den Australian Open verweigert, weil seine Ausnahmegenehmigung als Ungeimpfter letztlich abgeschmettert wurde. «Es war ein schwieriger Start ins Jahr. Mental war ich nicht an einem guten Punkt», verriet Djokovic nach seinem Triumph an der Church Road.
Er habe viel Zeit gebraucht, um das Geschehene zu verarbeiten und damit klar zu kommen. Erst in der unmittelbaren Vorbereitung auf die French Open, welche am 22. Mai starteten, habe er die richtige Balance wieder gefunden. Daran änderte auch die Viertelfinal-Niederlage in Paris gegen Rafael Nadal nichts, obschon Djokovic diese als «emotional sehr schmerzhaft» bezeichnete.
Umso grösser ist nun die Genugtuung über Titel Nummer 7 in Wimbledon: «Nach allem, was ich in diesem Jahr schon erleben musste, hat dieser Sieg einen noch höheren Stellenwert als ohnehin schon. Auch die Emotionen sind intensiver», schilderte Djokovic an der Medienkonferenz.
Ungewisse Zukunft
Mit nunmehr 21 Major-Titeln hat der «Djoker» Roger Federer (20) im Rennen um den Grand-Slam-Rekord überholt und liegt nur noch einen Titel hinter Rekordmann Nadal. Ein baldiges Ende dieser Jagd nach der Major-Bestmarke ist – zumindest vonseiten Djokovics – nicht in Sicht: «Ich habe nicht das Gefühl, im Stress zu sein und denke nicht daran, aufzuhören. Ich möchte meinem Körper Sorge tragen und meine Motivation pflegen, damit ich weiter gegen die junge Generation bestehen kann», so der 35-Jährige.
Ich kann eigentlich nur hoffen, dass sie die Impfpflicht für Einreisende aufheben.
Wann Djokovic die erste Chance bekommt, mit Nadal in Sachen Grand-Slam-Erfolgen gleichzuziehen, ist zurzeit alles andere als vorhersehbar. Weil sich der Tennis-Tross für die zweite Hartplatz-Periode wieder in Richtung Nordamerika verschiebt, wird die fehlende Impfung für den Serben erneut zum Problem. Nach aktuellem Stand darf Djokovic nicht in die USA einreisen.
Während sich sein Trainer Goran Ivanisevic auf «lange Ferien und einen heissen Sommer» einstellt, hat sein Schützling die Hoffnung auf einen Kurswechsel der US-Regierung noch nicht ganz aufgegeben: «Wir werden sehen, ob es noch News aus Amerika gibt. Ich denke nicht, dass eine Ausnahme realistisch ist. Ich kann eigentlich nur hoffen, dass sie die Impfpflicht für Einreisende aufheben», sagte Djokovic noch am Sonntagabend.
Den Prinzipien treu
An seiner Überzeugung, sich nicht impfen zu lassen, will Djokovic auf jeden Fall festhalten. Dafür nimmt er auch einen Absturz in der Weltrangliste in Kauf, zumal er den Rekord für die meisten Wochen als Nummer 1 bereits hält. «Wenn ich es richtig verstanden habe, bin ich als Grand-Slam-Sieger bei den ATP Finals dabei, solange ich in den Top 20 bin», erklärte Djokovic. «Dafür sollte ich genug Punkte haben.» Er sehe deshalb keine Notwendigkeit, Punkten nachzujagen. «Meine Priorität sind nun Siege bei Grand Slams und grossen Turnieren.»