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Ex-Tennis-Star nach Gefängnis Boris Becker erzählt emotional von Haft, Lebensgefahr und Liebe

Mit emotionalen Worten, Tränen und deutlich verändert erzählt Tennis-Star Boris Becker von seiner Zeit im britischen Gefängnis.

Boris Becker.
Legende: Ist wieder auf freiem Fuss und zeigt sich gerührt Boris Becker. Keystone/EPA/NEIL HALL

Wenige Tage nach seiner Entlassung aus einem britischen Gefängnis und der Rückkehr nach Deutschland hat sich Boris Becker erstmals in einem Interview geäussert. Immer wieder von Tränen und Momenten der Rührung unterbrochen, schilderte der ehemalige Tennis-Star gegenüber Sat.1 lebensgefährliche Situationen, persönliche Momente mit seiner Partnerin und von einem neuen spirituellen Weg.

Der 55-Jährige bekannte sich auch erstmals deutlich zu seiner Schuld. «Natürlich war ich schuldig», sagte er und zeigte sich selbstkritisch. «Vielleicht habe ich nicht genügend Reue gezeigt im Zeugenstand.» Der Deutsche war Ende April in London zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden, weil er Teile seines Vermögens in seinem Insolvenzverfahren nicht ordnungsgemäss angegeben hatte.

Er war am Donnerstag – nach 231 Tagen hinter Gittern – frühzeitig freigekommen. Becker sah im Interview deutlich schlanker aus, die Haarfarbe etwas dunkler, unter dem schwarzen Sakko trug er ein ebenfalls schwarzes Shirt. «Ich habe natürlich sehr viel Gewicht verloren», sagte er.

Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben Hunger gefühlt.
Autor: Boris Becker

«Ich bin mit 97 Kilo ins Gefängnis gekommen und hatte dann mal knapp 90 Kilo.» Becker fügte hinzu: «Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben Hunger gefühlt, bin hungrig ins Bett gegangen.» Im Gefängnis habe er keinen Alkohol getrunken, nicht geraucht und wochen- oder vielleicht monatelang sehr wenig gegessen.

Der sechsfache Grand-Slam-Sieger berichtete auch von zwei konkreten Situationen, die lebensgefährlich gewesen seien. Im ersten Gefängnis Wandsworth habe ein Mithäftling ihn erpressen wollen – doch andere Mitgefangene hätten ihn beschützt.

Video
Boris Becker aus Haft entlassen
Aus G&G Flash vom 15.12.2022.
abspielen. Laufzeit 38 Sekunden.

Auch im Gefängnis Huntercombe westlich der britischen Hauptstadt, wo Becker den Grossteil seiner rund siebeneinhalb Monate langen Haft verbrachte, habe ihn ein Mitinsasse bedroht und umbringen wollen. «Der wollte mir an die Wäsche und hat mir auch erklärt, was er mit mir machen will.» Doch auch in diesem Fall seien ihm andere Häftlinge zur Hilfe geeilt.

Klopp durfte ihn nicht besuchen

Becker berichtete, dass mehrere prominente Freunde ihn nicht im Gefängnis besuchen durften. So sei etwa Fussballtrainer Jürgen Klopp von den Behörden abgelehnt worden. «Jürgen darf dich nicht besuchen, weil der ist zu bekannt. Wir haben Angst um seine Sicherheit, und wir wollen den Rummel nicht», gab er das Gespräch wieder.

Jahrelang war Becker gefeiert worden, ein Sport-Idol wie es nur wenige gibt. Doch in den Jahren vor seiner Haft wurde er oft auch belächelt – nun wirkt er gefasst, fast spirituell. Er habe sich mit der Lehre des Stoizismus befasst, erzählte der 55-Jährige. Er habe Eigenschaften in sich wiederentdeckt, die er als Tennisspieler gehabt habe – wie Disziplin und Präsenz im Moment. «Dieser Gefängnisaufenthalt hat mich zurückgeholt», so Becker. Er habe nun eine zweite Chance bekommen.

Der Deutsche versuchte gefasst zu bleiben, musste aber immer wieder unter Tränen innehalten – besonders, wenn die Sprache auf seine Kinder und seine Partnerin Lilian De Carvalho Monteiro kam. Zwar möchte er nicht über private Details sprechen, doch auf die Frage nach weiteren Kindern lässt er sich entlocken: «Ich hoffe, es kommen noch ein paar dazu.» In Deutschland leben will er eher nicht, seine Privatsphäre sei dort nicht gesichert. Er habe gerne in Miami gelebt. «Ich bin auch ein Fan von Dubai», sagte Becker. Und er betonte: «Ich freue mich, ich bin motiviert, ich muss arbeiten.»

SRF 1, G&G – Gesichter und Geschichten, 15.12.22, 15:45 Uhr;

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