Knapp drei Monate sind seit Roger Federers emotionalem «Goodbye» vergangen. Mit dem Rücktritt des Baselbieters hat auch Swiss Tennis sein grösstes Aushängeschild verloren. «Roger Federer war DIE prägende Figur – nicht nur im Schweizer, sondern im Welttennis», blickt Verbands-Präsident René Stammbach am Mittwoch anlässlich der Jahresmedienkonferenz mit einem weinenden Auge zurück.
Es wäre natürlich grossartig, wenn es klappen würde.
Das Interesse seitens Swiss Tennis ist gross, dass Federer in naher Zukunft eine Rolle beim Verband übernehmen wird. Federer selbst sei schliesslich ein «Verbandsprodukt» gewesen. Welche dies sein wird und in welchem Umfang, dürfte sich in den nächsten Wochen konkretisieren. «Ich werde im ersten Quartal 2023 das Gespräch mit Roger suchen», so Stammbach. Denkbar sei eine Funktion im Nachwuchsbereich. «Sponsoringverantwortlicher wird er wohl leider nicht werden», schickt er lachend nach.
Schweizer Frauen sorgen für Furore
Auch Heinz Günthardt würde begrüssen, sollte Federer die Zukunft des Schweizer Tennissports aktiv mitgestalten. Der Zürcher, einst selbst erfolgreicher Tennisprofi, amtet seit zwölf Jahren als Berater bei Swiss Tennis. «Es wäre natürlich grossartig, wenn es klappen würde. Wo Roger ist, sind die Medien. Wenn er spricht, hört man zu», so der 63-Jährige.
Dass die Schweiz auch in der erst kurzen Zeit seit Federers Rücktritt für positive Tennis-Schlagzeilen gesorgt hat, ist nicht zuletzt Günthardts Verdienst. Als Captain führte er das «Billie Jean King Cup»-Team zum Titel und sagt heute: «Das war mein grösster Erfolg als Trainer.» Zur Einordnung: Günthardt coachte einst Steffi Graf zu zwölf Grand-Slam-Titeln.
Geht es nach Viktorija Golubic, so soll der Coup im Teamwettbewerb als Katalysator für weitere Sternstunden dienen. «Ich hoffe, dieser Pokal ist eine Motivation. Nicht nur für uns, sondern für die ganze Tennisschweiz», erklärt die 30-Jährige. «Er ist der Beweis, dass man mit der kleinen Schweiz in einer Weltsportart Weltmeister werden kann», schlägt Günthardt in die gleiche Kerbe.
Was zeigen Stricker und Co.?
So sehr der Rücktritt Federers schmerzt, so positiv blickt man bei Swiss Tennis in die Zukunft. Dieser Optimismus fusst auf mehreren Grundpfeilern. Einer davon ist die Nachwuchsarbeit, die jüngst immer wieder vielversprechende Talente hervorgebracht hat.
Dazu gehört Dominic Stricker. Der Juniorensieger der French Open 2020 liegt in der Weltrangliste bereits auf Platz 118 und gehört zu den grössten Aufsteigern der Tennisszene. Dass der Fokus nach Federers Rücktritt nun vermehrt auch auf ihm liegen wird, bringt den 20-Jährigen nicht aus der Ruhe. «Wir werden alles versuchen, um das Schweizer Tennis populär zu halten. Wir sind auf gutem Weg», erklärt er.