Seit 2008 dürfen die Spielerinnen – mit Ausnahme der Grand-Slam-Turniere – einmal pro Satz ihren Coach auf den Platz kommen lassen. Die Trainer sind mit einem Mikrofon ausgestattet, der TV-Zuschauer kann also verfolgen, worüber gesprochen wird – vorausgesetzt natürlich er versteht die Sprache.
Es ist attraktiv für die TV-Zuschauer, wenn sie hören, worüber gesprochen wird.
Bei den Männern gibt es diese Regelung noch nicht. Die Betonung liegt dabei auf noch. Denn es laufen offenbar Gespräche, diese Art des Coachings auch bei den Männern einzuführen.
Günthardt mit positiven Erfahrungen
Als langjähriger Trainer kennt sich SRF-Tennisexperte Heinz Günthardt mit dieser Thematik bestens aus. Zwar war das aktive Coaching während seiner Zeit als Trainer von Steffi Graf noch nicht erlaubt, er hat aber Erfahrungen damit gemacht, als er 2010 Ana Ivanovic für einige Monate betreute.
- Sein Argument dafür: « Es ist attraktiv für die TV-Zuschauer, wenn sie hören, worüber gesprochen wird. Tennis ist am Ende auch eine Show, deshalb kann es ein Mehrwert sein. Auch bei den Männern.»
- Sein Argument dagegen: «Nicht jeder kann es sich leisten, mit einem guten Coach zu reisen. An der Spitze sind die Unterschiede verschwindend klein, nicht aber bei kleineren Turnieren. Die Chancengleichheit ist deshalb nicht immer gegeben.»
Muguruza staucht Trainer zusammen
Das «On-Court-Coaching» war in den letzten Tagen aufgrund eines Vorfalles wieder in aller Munde. Garbine Muguruza rief in Miami ihren Trainer Sam Sumyk auf den Platz und bat ihn offenbar, still zu sein. «Don't tell me to shut the f*** up again», war dessen klare Retourkutsche.
In den sozialen Medien wurde deshalb intensiv diskutiert: Bringt diese Art von Coaching etwas? Wenn ja, sollten auch die Männer davon Gebrauch machen dürfen?
Federer hält nicht viel davon
Roger Federer hat sich bislang immer dagegen ausgesprochen. «Nicht jeder kann sich einen Coach leisten», teilt er Günthardts Meinung, ausserdem würden dann zum Teil «Freundinnen und Familienmitglieder» auf den Platz kommen. Das würde amateurhaft aussehen.
Auch sein Coach Severin Lüthi ist «kein Befürworter. Ich hätte nicht Lust, dass mir jemand zuhört, was ich dort sage», so der Berner. Federer und Lüthi sind sich einig, dass der Reiz auch darin liegt, dass der Spieler auf dem Platz selbst Lösungen finden muss.
Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 01.04.2017, 01:05 Uhr