Am Donnerstag schliesst sich für Giulia Steingruber ein Kreis. Als vor 10 Jahren in Tokio die Kunstturn-Weltmeisterschaften stattfanden, war die St. Gallerin 17-jährig erstmals im Kreis der Elite an einem Grossanlass dabei. Nun steht gleichenorts der olympische Mehrkampffinal an. Nachdem sie an ihrem Paradegerät Sprung knapp in der Qualifikation gescheitert war, bildet dieser den einsamen Höhepunkt in Steingrubers Olympia-Programm.
Dass sie in Paris 2024 noch einmal einen Olympia-Wettkampf in Angriff nehmen könnte, hat die 27-Jährige zwar nie kategorisch ausgeschlossen. Doch realistisch ist dieses Ziel nicht. Vielmehr liess Steingruber zuletzt offen, ob sie nach Tokio überhaupt weiterturnen wird. «Ich plane meine Zukunft zwar ein bisschen, aber spruchreif ist noch nichts», sagte sie gegenüber der NZZ .
«Das Niveau ist brutal hoch»
Der Mehrkampffinal, für den sie sich in der Qualifikation als 23. nur knapp qualifizierte (das Finalfeld umfasst 24 Athletinnen), dürfte also ihre olympische Dernière sein. Schon ein Diplom liegt für die Bronze-Gewinnerin von Rio im Sprung aber wohl in weiter Ferne. «Das Niveau ist so brutal hoch. Es ist schön, kann ich da mitkonkurrieren», so Steingruber nach der Qualifikation.
Die Topfavoritin auf Gold hiesse eigentlich Simone Biles. Eigentlich, weil die amerikanische Überfliegerin den Team-Mehrkampf am Dienstag nach einer leicht verunglückten Landung beim Sprung abbrach und mentale Probleme geltend machte. «Physisch fühle ich mich gut. Aber emotional ist es ein Auf und Ab», sagte Biles. Am Mittwoch schliesslich gab die 24-Jährige ihren Verzicht auf den Mehrkampf bekannt.
Harter Kampf um die Medaillen kündigt sich an
Somit kündigt sich der Kampf um die Medaillen als äusserst spannend an. In der Qualifikation totalisierten neben Biles vier weitere Turnerinnen mehr als 57 Punkte.
Eine davon war die Russin Angelina Melnikowa, die an der WM 2019 in Stuttgart Bronze holte. Auch Rebeca Andrade (BRA), Sunisa Lee (USA) und Wladislawa Urazowa (RUS) dürfen sich Hoffnungen machen. Dass mit der Chinesin Xijing Tang die Zweite der letzten WM nur den 7. Platz in der Qualifikation belegte, zeigt die grosse Leistungsdichte an der Weltspitze eindrücklich auf.