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Schnelle Bahn und neue Schuhe Wo liegt das Geheimnis der zahlreichen Fabelzeiten?

In der Leichtathletik purzeln die Rekorde in Tokio geradezu. Was steckt dahinter?

Die fabelhaften Leichtathletik-Rekorde in Tokio verblüffen angesichts der Dimensionen. Sie werfen die Frage auf: Wie geht das? Diskutiert wird heiss, zwei Hauptgründe werden dabei immer wieder aufgeführt:

1. Die schnelle Bahn in Tokio

Drei Jahre lang tüftelte eine italienische Firma an der Unterlage für die Olympischen Spiele in Tokio. Die Oberfläche der Laufbahn besteht aus dreidimensionalen Gummikörnchen, die eine Stossdämpfung und eine Energierückgabe ermöglichen, wie «bei einem Trampolin», erklärte Mondo-Entwickler Andrea Vallauri in der New York Times . Dies soll Schubkraft wie nie zuvor geben.

Bestätigt wird das von Sydney McLaughlin, die über 400 m Hürden einen überragenden neuen Weltrekord aufstellte: «Manche Bahnen absorbieren einfach den Aufprall und die Bewegung. Diese hier regeneriert sie und gibt sie zurück», erklärt die 21-jährige Amerikanerin.

2. Die neuen Hightech-Spikes

Das Wettrennen um Rekorde und Topzeiten wird aber auch durch modernes Hightech-Schuhwerk beschleunigt. Reaktive Schaumstoffe, Kohlenstofffasern und Karbonplatten sind die Materialien, die aus nicht mehr als 132 Gramm wiegenden Spikes mit Titan-Dornen einen Formel-1-Schuh für Sprinter machen – mit Rückfederung und damit Vorwärtsantrieb.

Davon profitieren können aber offenbar noch nicht alle Läuferinnen, darunter Mujinga Kambundji. «Praktisch alle werden schneller mit den neuen Schuhen, Mujinga bleibt aber gleich schnell», wundert sich ihr Trainer Adrian Rothenbühler. Klar ist: Das Thema Schuhe gibt auch in der Szene zu reden.

Schnell, schneller, am schnellsten – und sauber?

Die Athleten beteuern, dass die Leistungsexplosionen einzig und allein auf intensive Trainings und perfekte Vorbereitung zurückzuführen sind. Doch auch andere Stimmen werden – wie immer in solchen Situationen – laut. Schliesslich explodieren die Leistungen erst seit kurzer Zeit: Seit August 2020 gab es über olympische Laufdistanzen 9 Weltrekorde – in 3,5 Jahren zuvor waren es drei.

Es ist kein Geheimnis, dass es in der Pandemie Monate gab, in denen das globale Anti-Doping-System stillstand. «Das hat Türen geöffnet», betont der deutsche Athletensprecher Max Hartung. Doch bis zu einer allfälligen Überführung gilt die Unschuldsvermutung. Auch in Tokio.

SRF zwei, sportlive, 4.8.21, 4 Uhr ; 

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