Zum Inhalt springen

Streaming-Tipp Notre-Dame: Als die Kathedrale in Flammen stand

Einen derart katastrophalen ersten Arbeitstag wünscht man sich niemandem: Der neue Sicherheitsmann soll die Brandschutzanlage der Kathedrale Notre-Dame überwachen. Ausgerechnet am 15. April 2019 – dem Tag, als sich in der weltberühmten Sehenswürdigkeit in Paris innerhalb kürzester Zeit ein verheerendes Feuer ausbreitete. Das Dokudrama «Notre-Dame in Flammen» zeigt, wie das Unglück seinen Lauf nahm.

Streaming-Tipp

Box aufklappen Box zuklappen

«Notre-Dame in Flammen» (2022) von Regisseur Jean-Jacques Annaud ist bis am 7. Mai 2024 auf Play SRF verfügbar .

In 20 Minuten vom eintönigen Alltag zur Katastrophe

Auch wenn die offizielle Brandursache bis heute nicht vollständig geklärt ist – der Film beginnt symbolträchtig mit der Aufnahme einer glühenden Zigarette.

Dann passiert zwanzig Minuten lang nicht viel. Der neue Sicherheitsmann muss eine Doppelschicht leisten, was dessen Frau überhaupt nicht goutiert. In der Kathedrale bewundert eine Reisegruppe nach der anderen das «Juwel der französischen Gotik», die Jungfrau mit Kind, den heiligen Sakralbau. Jemand klimpert sanft auf der Orgel, während Bauarbeiter auf dem Kirchendach kräftig auf Stahlrohre hämmern und in den alten Holzgiebeln friedlich die Tauben gurren.

Bis um exakt 18:17 Uhr der Feueralarm losgeht. Um 19:00 Uhr brennt der Dachstock bereits lichterloh.

«Wo ist dieser scheiss Safe»?

Der Film rekonstruiert die Verkettung unglücklicher Zufälle vom Funken zum Grossbrand minutiös. «Fehlalarm», heisst es zunächst noch, obwohl zwischen den Türmen der Kathedrale erste Rauchsäulen aufsteigen. «Das kann nur eine Fotomontage sein.» Bis die Feuerwehr ausrückt, vergehen wertvolle Minuten.

Dann steckt sie mehrmals im dichten Verkehr von Paris fest. Der Verwalter der Kathedrale hastet unterdessen per ÖV und Mietvelo durch das Stadtgedränge. Seine Rolle im Film ist wichtig, denn er besitzt als Einziger den Schlüssel zu Notre-Dames wertvollstem Schatz, der Dornenkrone von Jesus Christus. Blöd nur, dass der Feuerwehrmann, der die wertvolle Reliquie später retten soll, keinen blassen Schimmer hat, wie diese Dornenkrone aussieht.

Es sind diese Details, die den Film ausmachen. Der Verwalter vergisst im entscheidenden Moment den Code für den Safe. Der Architekt moniert, dass sich das poröse Mauerwerk der Kathedrale mit Wasser vollsaugt. Menschen tunken ihren Schal in Weihwasser, um sich damit vor dem Rauch zu schützen.

Heroischer geht's fast nicht

Die Helden des Films sind die Feuerwehrleute. Wie sie sich keuchend, in Vollmontur und schwere Schläuche schleppend die 300 Stufen der engen gewundenen Treppe hochkämpfen. Wie sich auf ihren Helmen in der überwältigenden Hitze von über 1200 Grad Blasen bilden. Wie sie mit zu wenig Wasser vor den Flammen stehen, einstürzenden Balken und flüssig gewordenem Blei ausweichen.

Gewaltige Bilder und epische Musik

Knapp zwei Stunden lang lodern die Flammen im Film. Der oscarprämierte Regisseur Jean-Jacques Annaud («Der Name der Rose», «Sieben Jahre in Tibet») spart bei «Notre-Dame in Flammen» nicht an eindrücklichen Bildern und pyrotechnischen Effekten. Die Nachbildungen der Kathedrale sind beeindruckend.

Immer wieder kommt geschickt kombiniert auch echtes Bildmaterial des Brandes vor. Unterlegt werden die Szenen von dramatischer Musik, was mitunter etwas zu viel des Guten ist. Die Bilder sind dramatisch genug.

SRF zwei, 7.4.2024, 20:05 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel