49 Infizierte, 27 Tote – so lautet die weltweite Bilanz des neuen Coronavirus‘. Die letzten Opfer stammen, wie die meisten anderen, aus Saudiarabien. Die Virusquelle ist bislang nicht bekannt.
Die Todesrate liegt bei 50 Prozent. «Wir sehen zurzeit vor allem die schweren Fälle. Wir wissen nicht, wie viele Erkrankungen es gibt und wie viele davon mild verlaufen. Insofern ist die Todesrate möglicherweise überschätzt», wendet Virologe Volker Thiel vom Kantonsspital St. Gallen ein. Die WHO fordert die betroffenen Länder auf, die Verbreitung des Virus‘ in der Bevölkerung zu erheben. Erst dann könne seine Gefährlichkeit abgeschätzt werden.
SARS war vermutlich infektiöser
Erinnerungen an die SARS-Pandemie vor zehn Jahren werden wach. Damals versetzte ein verwandtes Coronavirus ganze Grossstädte in Asien in Panik. 800 Tote forderte das Virus. Es scheint, dass die Mensch-zu-Mensch-Übertragung bei SARS einfacher war, als beim neuen Coronavirus. Genau weiss dies heute aber niemand.
«Die Phase in der wir uns jetzt mit dem neuen Coronavirus befinden, könnte man mit der frühen Phase der SARS-Pandemie vergleichen», erläutert Thiel. Mit dem Unterschied, dass damals das SARS-Virus lange unerkannt blieb und sich so in der Bevölkerung verbreiten konnte. Heute ist die Welt besser vorbereitet als 2003. Überwachungssysteme wurden verbessert, die Kommunikation zwischen Forschern und Gesundheitsbehörden ist etabliert und die diagnostischen Verfahren wurden vorangetrieben. «Ein Virus kann heute in Tagen sequenziert werden. Das dauerte früher Wochen oder Monate», sagt Volker Thiel.
Bei SARS konnten erst drakonische seuchenhygienische Massnahmen wie Reisebeschränkungen und die Schliessung von Schulen die Verbreitung stoppen. Laut dem Virologen war aber noch ein anderer Punkt für die Eindämmung der Seuche entscheidend: «Bei SARS traten die Krankheitssymptome auf, bevor die Patienten infektiös waren. Man konnte sie isolieren, ohne dass sich das Virus weiter verbreitete.» Ob das bei dem neuen Coronavirus auch der Fall ist, sei noch unklar. «Es wäre eine grosse Hilfe, wenn es auch so wäre», sagt Thiel.
Angst vor Masseninfektion bei Pilgerfahrt
Grosse Sorgen bereitet den Seuchenexperten die im kommenden Oktober stattfindende Pilgerfahrt nach Mekka. Millionen Menschen werden sich dort auf engstem Raum treffen. Die Gefahr einer Masseninfektion ist gross. «Für diese Risikoabschätzung müssen wir wissen, woher das Virus kommt und wie leicht es sich von Mensch zu Mensch übertragen lässt», meint Thiel. Solange dies nicht bekannt ist, bleiben einfache hygienische Massnahmen wie Händewaschen, um eine Masseninfektion abzudämpfen.