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Corona-Impfung: Der richtige Umgang mit den Nebenwirkungen
Aus Puls vom 31.05.2021.
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Covid-19-Impfung Nebenwirkungen nach der Impfung – ist das normal?

Mit der Impfwelle kommen auch Unsicherheiten zu Nebenwirkungen: Was hat es auf sich mit Muskelschmerzen, Fieber oder Kopfweh?

Die Covid-19-Impfung ist in der Schweiz in vollem Gange. Dabei können sich nach dem ersten und vor allem dem zweiten Piks auch unangenehme Nebenwirkungen bemerkbar machen. In den allermeisten Fällen sind sie jedoch kein Grund zur Sorge.

Nebenwirkungen: Das passiert im Körper

Nebenwirkungen entstehen durch eine Art Alarmreaktion im Körper. Bei der Impfung wird der Bauplan eines Teils des Virus gespritzt, die mRNA. Daraus wird in den Muskelzellen ein Virusprotein hergestellt, welches die Immunzellen anlockt. Die Immunzellen bemerken das fremde Protein, schlagen daraufhin Alarm und schütten Botenstoffe aus.

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Nebenwirkungen: Das passiert im Körper
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Bei über 80 Prozent der Geimpften löst diese Reaktion Schmerzen im Arm aus. Werden mehr Botenstoffe ausgeschüttet, machen sich auch andere Nebenwirkungen bemerkbar. Gelangen die Botenstoffe nämlich ins Gehirn, so befiehlt dieses weitere Abwehrreaktionen. Mögliche Nebenwirkungen dieser Abwehr: Müdigkeit, Kopf- oder Gelenkschmerzen. Bei jedem Zehnten tritt gar Fieber auf.

Übliche Nebenwirkungen

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  • Lokale Schmerzen im Arm: Ca. 80 Prozent der Geimpften betroffen.
  • Müdigkeit oder Kopfschmerzen: Ca. die Hälfte der Geimpften betroffen.
  • Muskel- oder Gelenkschmerzen: Ca. ein Drittel der Geimpften betroffen.
  • Fieber: Ca. 10 Prozent der Geimpften betroffen.

Innerhalb von zwei bis drei Tagen wird der mRNA-Bauplan in unserem Körper abgebaut – dann sollten auch die Nebenwirkungen abflachen. In den folgenden zwei bis drei Wochen baut der Körper sein Immunsystem weiter gegen das Virus auf.

Warum nicht alle gleich reagieren

Wie stark jemand eine Impfung spürt, ist unter anderem genetisch bedingt. Auch frühere virale Infektionen haben einen Einfluss auf unser körpereigenes Alarmsystem. Denn, so Christian Münz, Immunologe und Leiter für Impffragen bei der Covid-Taskforce des Bundes: «Die Unterschiede sind abhängig davon, wie stark unser Immunsystem genau in dem Bereich, wo die Impfung verabreicht wird, Botenstoffe auslöst.»

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«Unsere Immunsysteme lösen unterschiedlich stark Botenstoffe aus.»
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Auch darum reagieren Menschen bei der zweiten Impfung oder nach einer Covid-19-Erkrankung teils stärker auf die Impfung: Das Immunsystem wurde schon alarmiert, viele Zellen haben zuvor schon auf die Infektion reagiert. «Wenn diese Zellen wieder aktiviert werden, dann reagieren sie schneller und heftiger.»

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«Wenn die Zellen reaktiviert werden, reagieren sie schneller und heftiger.»
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Darf man Medikamente nehmen?

Wer Nebenwirkungen spürt, fragt sich vielleicht: Schmerzmittel ja oder nein? Laut Christian Münz darf man nach der Impfung ruhig zu rezeptfreien Schmerz- oder Grippemitteln greifen. Diese haben keinen Einfluss auf die Impfwirkung. Eingenommen werden kann etwa ein Paracetamol (beispielsweise Dafalgan oder Panadol) oder Ibuprofen.

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Der Einfluss von Schmerzmitteln auf die Impfwirkung
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Und wer aktuell mit Heuschnupfen kämpft: Auch Antihistaminika haben keinen Einfluss auf die Impfwirkung und können ohne Bedenken weiter genommen werden.

Ab wann lohnt sich ein Arztbesuch?

Nebenwirkungen nach der Impfung sind also nicht gegeben, aber gerade in schwachem Ausmass durchaus üblich. Besonders beunruhigende Nebenwirkungen seien bis anhin bei Swissmedic nicht gemeldet worden, so Christoph Küng, Leiter der Abteilung Arzneimittelsicherheit bei Swissmedic.

«Patienten leiden zum Beispiel ein paar Tage an Fieber, aber es gibt keine neuen, unbekannten Nebenwirkungen.» Und: «Es gibt keine bleibenden Schädigungen durch die Impfung. Das ist das Wichtige», sagt Küng.

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«Es gibt keine neuen, unbekannten Nebenwirkungen.»
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Wenn die Nebenwirkungen aber einiges länger anhalten als die üblichen 48 bis 72 Stunden nach der Impfung, lohnt sich zur Vorsicht ein Arztbesuch. Das Gleiche gilt bei schwerwiegenderen Nebenwirkungen – diese sollte man unbedingt melden.

Fragen und Antworten zur Covid-19-Impfung

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Expertinnen und Experten haben User-Fragen rund um das Thema Impfen und Nebenwirkungen beantwortet. Hier eine Auswahl:

Ich bin zweimal geimpft und hatte keine Reaktionen. Habe ich nun weniger Antikörper und bin weniger lang geschützt?

Christoph Aebi, Chefarzt Infektiologie (Universitätsklinik für Kinderheilkunde, Inselspital): Das ist eine wichtige Frage. Die Antwort ist nein. Es gibt keine Hinweise dafür, dass Menschen, welche die Impfung gut ertragen, einen ungenügenden oder weniger lang anhaltenden Impfschutz aufweisen. Die üblichen Nebenwirkungen treten in den ersten 48 Stunden nach Impfung auf, also bevor die eigentliche Immunantwort im Körper einkickt. Diese letztere spürt man nicht.

Lösen Medikamente gegen Bluthochdruck, Cholesterin oder Herzprobleme Nebenwirkungen aus?

Christoph Küng, Leiter Abteilung Arzneimittelsicherheit (Swissmedic): Solche Medikamente sollten keinen Einfluss auf die Wirkung der Impfung oder auf allfällige Nebenwirkungen haben, weder verstärkend noch abschwächend.

Ich hatte das Gefühl nach der ersten Impfung sportlich weniger leistungsfähig zu sein. Inwiefern kann dies auf die Impfung zurückzuführen sein und wie wird dies nach der zweiten Impfung sein?

Paolo Paioni, Oberarzt Infektiologie (Universitäts-Kinderspital Zürich): Eine vorübergehende Verminderung der Leistungsfähigkeit in den Tagen nach der Impfung ist im Rahmen der bekannten allgemeinen Nebenwirkungen möglich. Eine langfristige Wirkung ist jedoch nicht zu erwarten. Nach der zweiten Impfung kann es erneut zu einer ähnlichen Situation kommen, muss aber nicht.

Ich habe sowohl in den Medien wie auch privat gehört, dass gerade junge Frauen schlimme Nebenwirkungen durch die Covid-19-Impfung erleiden (bis hin zu Gerüchten über mögliche Unfruchtbarkeit). Wie wahrscheinlich sind diese Risiken?

Anita Niederer, Oberärztin Infektiologie (Ostschweizer Kinderspital): Impfreaktionen wie z.B. Fieber, Kopf- oder Gliederschmerzen können nach jeder Impfdosis auftreten, bei Frauen etwas häufiger als bei Männern und bei jüngeren Personen tendenziell etwas öfter als bei älteren. Diese Nebenwirkungen waren aus den Zulassungsstudien erwartet, sie sind zwar unangenehm, aber ungefährlich und vorübergehend. Nach über 4 Millionen verabreichten Impfdosen in der Schweiz kam es nicht zu unerwarteten, schweren Nebenwirkungen.

Die Covid-Impfung führt nicht zu Unfruchtbarkeit. Das ist eine haltlose Behauptung, die in den sozialen Medien kursiert und viele verunsichert, die aber keine biologische oder wissenschaftliche Grundlage hat.

Ich habe am kommenden Freitagvormittag den ersten Impftermin. Wie sieht es am Freitagabend im Restaurant bei einem Glas Wein aus? Soll da besser die 48-Stunden-Abstinenz oder Ähnliches eingehalten werden?

Paolo Paioni: Ein Glas Wein nach der Impfung ist sicherlich problemlos möglich. Auf grössere Mengen Alkohol würde ich jedoch verzichten.

Mehr Fragen und Antworten finden Sie im Protokoll des Puls-Chats zur Covid-19-Impfung.

Puls, 31.05.2021, 21:05 Uhr

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