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Ungeliebter Corona-Schutz «Die Maske lässt Sauerstoff und CO2 problemlos passieren»

Kopfweh, Schwindel, Atembeschwerden: Was sagen Fachleute zu den oft beklagten Nebenwirkungen der Maskenpflicht?

Verkaufspersonal, Zugsbegleiter, Serviceangestellte: Viele Menschen müssen täglich stundenlag eine Atemschutzmaske tragen. Und nicht wenige beklagen sich über Atembeschwerden, Schwindel oder Kopfschmerzen.

Der Verdacht, der auch in den sozialen Medien die Runde macht: Die Maske lässt zu wenig Sauerstoff durch und staut stattdessen das Kohlendioxid.

Was ist da dran? Das SRF-Gesundheitsmagazin «Puls» fragt nach beim Chefarzt des Lungenzentrums im Kantonsspital St. Gallen.

Martin Brutsche winkt ab: «Es gibt keinen direkten Link zwischen Maskentragen oder der damit verbundenen Art des Atmens und der Entstehung von Kopfweh.» Kopfschmerzen seien vielmehr ein unspezifisches Symptom, das bestimmte Leute häufiger trifft als andere, wenn sie mit einer Störung konfrontiert sind. «Das kann etwas Unspezifisches sein, das Stress auslöst. Oder etwas Ungewohntes wie eine Maske.»

Also alles bloss ein Stress-Symptom?

Hautprobleme vermeiden

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Seit Einführung der Maskentragpflicht häufen sich bei den Dermatologen Klagen über Ausschläge und Pickel – Fachbegriff «Periorale Dermatitis».

Unter der Maske entsteht ein Klima, das die Ansiedlung von Bakterien begünstigt. Die dringen in die Talgdrüsen ein und führen so zu Entzündungen und Pickeln.

Dagegen helfen Medikamente und Salben mit Antibiotika. Damit es aber gar nicht so weit kommt, gibt es eine einfache Empfehlung: Nicht von morgens früh bis abends spät dieselbe Maske tragen. Wird sie nicht gewechselt, vermehren sich die Bakterien auf der Maske, die selber immer feuchter und schmutziger wird – der ideale Nährboden für unreine Haut.

«Puls» hakt nach bei der Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt Empa. Hier beschäftigt sich Simon Annaheim mit dem Widerstand von Masken.

Ein Experiment soll zeigen, ob Maskentragen einen Einfluss auf die Sauerstoffsättigung im Blut hat: Eine Studentin wird während je einer Stunde bei der Arbeit eine Einweg- und eine Stoffmaske tragen. Dabei wird laufend die Sauerstoffsättigung in ihrem Blut gemessen. Ausgangswert: 97 Prozent.

Nach einer Stunde moderater körperlicher Betätigung mit Einwegmaske hat sich daran nichts geändert. Und auch der Versuch mit Stoffmaske und erhöhter Belastung zeigt keine Überraschung: Trotz Strampeln auf dem Laufband bleibt die Sauerstoffsättigung immer zwischen 95 und 97 Prozent. Alles über 90 Prozent ist gut.

Das Fazit von Bewegungswissenschaftler Annaheim: «Die Sauerstoffaufnahme wurde durch das Maskentragen nicht reduziert. Auch nicht bei leichter oder moderater Aktivität, wie wir sie auf dem Laufband simuliert haben.»

Doch auch wenn die Sauerstoffsättigung gut ist, kann die Leistungsfähigkeit nachlassen, bestätigt Pneumologe Brutsche. «Bei körperlich anstrengender Arbeit ist die Maske durchaus spürbar. Bei einem längeren Einsatz ohne Pause kann das durchaus zu einer Leistungseinbusse führen.»

Und wie begründet ist die Befürchtung, dass man wegen der Maske ständig den eigenen Atem samt Kohlendioxid wieder einatmet? «Die ausgeatmeten CO2-Moleküle sind so klein, dass sie die Maske problemlos durchdringen», beruhigt Simon Annaheim. Dasselbe gilt für die Sauerstoffmoleküle aus der Umgebungsluft. «Man atmet mit Maske ganz normale Gaskonzentrationen ein wie ohne. Deshalb ist mit keinen Problemen zu rechnen.»

Die Empfehlung der Experten: So oft wie möglich Pausen machen, durchatmen – und versuchen, sich an die neue Situation zu gewöhnen.

Puls, 05.10.2020, 21:05 Uhr

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