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WHO-Konferenz in Genf Coronavirus im Visier: WHO legt konkrete Massnahmen fest

Während zwei Tagen trafen in Genf 400 Forschende zusammen. Das Ergebnis: klare Forschungsziele für das Coronavirus.

Chinesische Wissenschaftler und Medizinerinnen konnten sich zur Konferenz in Genf nur virtuell zuschalten. Ihr Beitrag aber sei zentral gewesen, sagt Marie-Paule Kieny von der WHO: «Sie erinnerten uns immer wieder daran, dass wir es mit einer akuten Situation zu tun haben.»

Die Forschenden legten sich dementsprechend auf sehr konkrete Ziele fest, nahe an der Praxis: Es brauche eine simplere Diagnostik, die in jedem normalen Krankenhaus anwendbar ist und nicht nur in speziellen Laboren wie der jetzige Diagnose-Test für das neue Coronavirus.

Klare Standards, besserer Austausch

Auch brauche es klare Standards, wie Patienten zu behandeln sind. Was Ärzte im Moment für die Patienten tun können, ist ein Handeln nach bestem Wissen und Gewissen, basierend auf dem Erfahrungswissen zu anderen Lungenkrankheiten. Klare, spezifische Empfehlungen für die Lungenkrankheit COVID-19 fehlen.

Auch deshalb ist der Austausch unter behandelnden Ärzten so wichtig – ganz egal, wie weit sie geografisch voneinander entfernt sind. Die WHO will den Austausch leichter machen, indem sie zeitnah standardisiert, wie Informationen zu Patienten erfasst werden sollen. Sie will ein Formular entwerfen, das alle COVID-19-behandelnden Ärzte weltweit nutzen sollen.

Ein Mann mit einer Schutzmaske.
Legende: Das Coronavirus im Visier: An der WHO-Konferenz in Genf wurden konkrete Massnahmen zur Bekämpfung des Virus festgelegt. Getty Images / SOPA Images

Tests von Medikamenten und Impfstoffen

Neuigkeiten gab es auch zu Medikamenten-Studien. Eine erste Studie läuft in China und untersucht, ob und wie zwei HIV-Medikamente gegen das neue Coronavirus wirken. In Kürze beginnt eine weitere Studie zum Einsatz eines Ebola-Medikaments. Bis Resultate vorliegen, wird es bei beiden Studien aber einige Wochen dauern.

Noch Monate wird es dauern, bis erste Impfstoffe grundsätzlich getestet werden können. Bis sie breit angewendet werden können, vergehen insgesamt sicher anderthalb Jahre.

Impfstoffe können also dann helfen, wenn das Virus sich weltweit etabliert und auch in anderthalb Jahren noch ein Problem ist. Um die Ausbreitung des Virus jetzt aufzuhalten, nützen sie nichts.

Auch Kritik an der WHO wurde laut

Dass die WHO so eindeutig auf wissenschaftliche Evidenz setzt, um ihre Entscheidungen zu lenken, ist neu. Klare Forschungsziele sind nun definiert, das ist Verdienst dieser Konferenz.

Doch während der Medienkonferenz gestern Abend in Genf stellten Journalisten auch kritische Fragen zum Umgang Chinas mit dem neuen Corona-Virus.

Dass die WHO Chinas Verhalten für die Massnahmen vor Ort mehrfach explizit gelobt hat, veranlasste einen Journalisten zur Frage: «Wurde die WHO von China unter Druck gesetzt, und hat China dieses Lob eingefordert?»

WHO-Generaldirektor Tedros Gebreyesus reagierte fast schon ungehalten, diese Fragen habe er schon so oft gehört: «Wir haben vor Ort gesehen, was wir gesehen haben. Wir sagen die Wahrheit, egal wer Druck auf uns ausübt.»

In China habe er gesehen, dass das Land viel gegen die Ausbreitung des Virus unternehme. Das verschaffe dem Rest der Welt Zeit, um sich auf einen möglichen Ernstfall vorzubereiten. Dafür sollte man China dankbar sein, so Tedros.

Die kritischen Fragen zum Verhalten Chinas und zur Haltung der WHO gegenüber China werden aber wohl trotzdem weiter gestellt werden.

Sendung: Radio SRF, HeuteMorgen, 13.02.2020, 6 Uhr

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