Im November 1919 wurde Albert Einstein mit einem Schlag weltberühmt. Durch die Vermessung einer Sonnenfinsternis konnten britische Astronomen zeigen, dass der in Deutschland tätige Physiker die Geometrie des Weltalls besser verstanden hatte als der Engländer Isaac Newton Jahrhunderte vor ihm. Grosse Zeitungen wie die «London Times» und die «New York Times» verkündeten in Riesenschlagzeilen: «Wissenschaftliche Revolution», «Neue Theorie vom Universum», «Einsteins Theorie triumphiert». Dabei hatte man dem aufsteigenden Weltstar den Nobelpreis noch nicht mal verliehen.
Jetzt war in der Schwedischen Akademie Eile angesagt. Bloss fand sich so schnell niemand, der Einsteins umwerfendes Bild vom Kosmos hinreichend verstanden hätte – was bis heute Mühe macht.
Schwedische Verlegenheitslösung
Aus Verlegenheit ehrte man den Popstar der Physik mit der allgemeinen Floskel, dass er den Nobelpreis «für seine Verdienste um die theoretische Physik» erhalten solle. Diese Worte ergänzte das Komitee durch einen Hinweis auf den photoelektrischen Effekt, den Einstein 1905 genutzt hatte, um zu zeigen, dass sich Licht nicht nur wie eine Welle, sondern auch wie ein Strom aus Teilchen ausbreiten würde.
Als ihm diese Idee kam, meinte Einstein selbst, sie sei wahrlich revolutionär. Womit er sagen wollte, dass sie nicht so ohne Weiteres zu verstehen sei. Was die Mitglieder der Schwedischen Akademie bestätigen konnten. Ihnen kam es vor allem darauf an, den berühmter werdenden Wissenschaftler nach Stockholm einzuladen.
Nobelpreis verspätet und in Abwesenheit
Einstein sollte den Nobelpreis für das Jahr 1921 bekommen, der ihm allerdings erst am 9. November 1922 zugesprochen wurde. Das führte zu der kuriosen Situation, dass der Geehrte nicht im Lande war, als das Telegramm eintraf. Er hatte sich auf eine Weltreise begeben und dämmerte «pflanzengleich», wie er es selbst beschrieb, über die Ozeane in Richtung Japan, als sich die Nachricht aus Stockholm weltweit verbreitete.
Einstein nahm diese Ehrung einerseits gelassen zur Kenntnis – er hatte schon länger mit dem Nobelpreis gerechnet, wusste er doch, was er als theoretischer Physiker erreicht hatte –, er war andererseits aber auch beruhigt, endlich von der Schwedischen Akademie bedacht zu werden, war der Nobelpreis doch mit einem ansehnlichen Geldbetrag verbunden.
Geld nur Mittel zum Zweck
Zwar wollte Einstein mit den über hunderttausend Schwedischen Kronen selbst nichts anfangen, aber er plante, sich von seiner Frau Mileva scheiden zu lassen. Um ihre Zustimmung zu erreichen, hatte er ihr lange vor der Entscheidung des Komitees die mit dem Preis verbundene Summe zugesagt. Während Einstein in Berlin lebte, wohnte seine Familie weiter in der Schweiz. In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg war es schwierig, sie mit einem in Deutschland gezahlten Einkommen ausreichend zu unterstützen.
Und da ist noch etwas mit Einsteins Nobelpreis: Als man sich 1922 in Stockholm versammelte, wollte der Schweizer Botschafter den Preis abholen. Schliesslich war Einstein Bürger seines Landes. Doch plötzlich entdeckten die Deutschen die Bedeutung des inzwischen berühmten Mannes. Sie holten den verlorenen Sohn heim ins Reich und schoben den Schweizer Diplomaten zur Seite. Einstein war nicht amüsiert.