Stephen Hawking war ein brillanter Physiker. Seine Arbeiten über Schwarze Löcher sind preisgekrönt, bis zuletzt leitete der emeritierte Professor eine kleine Gruppe von Forschern an der Universität Cambridge.
Doch das tun auch andere Physiker. Das Besondere an Hawking war seine Nervenerkrankung. Sie fesselte ihn seit Jahren an den Rollstuhl, sie hatte ihm die Stimme geraubt – und sie hatte ihm seinen Welterfolg ermöglicht.
«Ich entspreche dem Klischee des behinderten Genies», schreibt Hawking in seiner 2013 veröffentlichten Autobiografie. Es ist die Geschichte eines ganz normalen Jungen, der durch eine schlimme Diagnose zum Held wurde.
Autobiografischer Rückblick
Das Buch beginnt bei Hawkings glücklicher Kindheit in England. Er beschreibt sich als Kind, das gerne Spielzeugeisenbahnen mochte und eigene Strategiespiele erfand. So weit, so gewöhnlich.
In der Schule war Hawking Durchschnitt und auch an der Universität Oxford stach er nicht besonders hervor. Dann aber, mit 21, bekam er die Diagnose ALS (siehe Infobox). Damit erwachte sein Lebensdurst und sein Wille zum Erfolg.
Seine Autobiografie trägt den Titel «Meine kurze Geschichte» – eine Anspielung auf seinen Bestseller «Eine kurze Geschichte der Zeit» aus dem Jahr 1988. Dieses Buch wurde in gut 40 Sprachen übersetzt und mehr als 10 Millionen Mal verkauft. Es ist eines der berühmtesten populärwissenschaftlichen Bücher überhaupt.
In seiner 2013 erschienenen Biografie beschreibt Hawking, wie es zu diesem Welterfolg kam. Er brauchte damals offenbar Geld für die Ausbildung seiner Tochter, vor allem aber wollte er der Welt etwas von seinem Fachgebiet erzählen, von der Kosmologie – der Lehre vom Universum.
Herr der Schwarzen Löcher
Hawking hatte also eine Mission. Dafür suchte er sich gezielt einen Agenten und einen guten Verlag. Er wollte, dass sein Buch an Flughäfen verkauft werden würde.
Das schaffte er auch, obwohl der Inhalt des Buches ziemlich kompliziert ist. Es geht darin zum Beispiel um den Urknall oder um Schwarze Löcher. Das sind Stellen im Universum, die so dicht und schwer sind, dass sie alle Materie in der Nähe einsaugen. Nicht einmal Licht kann ihnen entgehen.
Die Hawking-Strahlung
Schwarze Löcher sind mathematisch sehr schwer zu fassen. Aber Stephen Hawking hat diese komplizierte Mathematik gemeistert. Dank ihm wissen wir heute mehr über Schwarze Löcher als früher.
So hat Hawking zum Beispiel plausibel gemacht, dass Schwarze Löcher mit der Zeit zerstrahlen. Sie geben nämlich die sogenannte Hawking-Strahlung ab. Über diese Erkenntnis schreibt er auch in seiner Autobiografie – nicht ohne Stolz.
Kein zweiter Einstein
Seine wissenschaftlichen Erfolge sind tatsächlich beachtlich, aber er war nicht unbedingt der beste Physiker seiner Generation. Er war kein zweiter Einstein, obwohl ihn seine Mitschüler früher so nannten. Das wusste Stephen Hawking. Er verdankte seine Berühmtheit auch seiner Behinderung, schreibt er in seiner Autobiografie. Er sei reiner Geist in einem fast nutzlosen Körper.
Links zu Hawking
Daraus hat Hawking das Beste gemacht. Eine ganze Maschinerie aus Helfern und Technik ermöglichten ihm zu arbeiten und zu schreiben. Obwohl er am Ende seines Lebens nur noch einige Muskeln im Gesicht bewegen konnte. Kommt hinzu, dass Hawking sich nie zu schade war, sich selbst und seine Forschung populär zu präsentieren.
Stephen Hawking trat auch mehrfach in Fernsehserien auf, zum Beispiel in den «Simpsons», in «Star Trek» oder in der Serie «The Big Bang Theory». Dort nimmt er sich auch gern selbst auf die Schippe. Er kokettierte mit dem Klischee, das er darstellte. Und machte sein Schicksal so erträglich.
Er hat Glück gehabt
Natürlich hatte Hawking auch viel Glück. Zum Beispiel das Glück, begabt zu sein für die theoretische Physik, eines der wenigen Gebiete, wo seine Behinderung nicht wirklich störte. «Ich hatte ein erfülltes Leben», schreibt der Physiker in seiner Autobiografie.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur Aktualität, 14.3.2018, 6:50 Uhr