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Archäologischer Wüstenfund 12'000 Jahre alte Wegweiser auf Arabischer Halbinsel entdeckt

Funde von riesigen Felsgravuren zeigen: Die lebensfeindliche Wüste Arabiens wurde schon vor 12'000 Jahren von Menschen genutzt. Die Bilder dienten wohl als Wegweiser.

Vor rund 12’000 Jahren haben Menschen in der Nefud-Wüste ein lebensgrosses Kamel in den Fels gemeisselt – ein unübersehbarer Beweis: Sie waren hier. In einer Zeit, in der extreme Trockenheit die Arabische Halbinsel fast unbewohnbar machte, liessen sie ihre Spuren zurück.

Über 130 Gravuren sind bis heute erhalten – darunter nicht nur Kamele, sondern auch Gazellen, Pferde, Steinböcke, Auerochsen und sogar Menschen.

Felsgravur eines Kamels in der Wüste.
Legende: Sahout Rock Art and Archaeology Project

Die Gravuren entstanden offenbar in Etappen: Am Anfang tauchten vor allem kleinere Menschenfiguren auf (Bild A, in Grün und Gelb). Später wurden Tiere immer präsenter – mal detailreich, mal stark stilisiert. Wahrscheinlich hatten die Bilder nicht nur künstlerischen Wert, sondern dienten auch ganz praktisch als Hinweise auf Wasserstellen und Routen durch die Wüste – Wegweiser also.

Felsbilder mit Tier- und Menschenmotiven in grün und blau umrissen.
Legende: Guagnin et al. Nature Communications (2025) 

Die Menschen scheuten dabei keine Mühen: Ihre Gravuren findet man auch an schwer zugänglichen Orten. Besonders beliebt waren anscheinend Felsen in der Höhe. Wahrscheinlich, weil die Bilder dort noch besser gesehen werden konnten. Die grösste gefundene Gravur befindet sich 39 Meter über dem Wüstenboden. Weisse Rechtecke kennzeichnen den Fundort auf dem nachfolgenden Bild. Ein gefährlicher Ort für Kunst.   

Felsformation in Wüstenlandschaft mit markierten Bereichen JM17 und JM18.
Legende: Guagnin et al. Nature Communications (2025)

Denn für dieses grosse Werk mussten die Menschen die Felswand erklimmen. Und dann auf einem schmalen, abfallenden Absatz stehen, nur etwa 30 bis 50 Zentimeter breit. Heute ist der Sandstein zu stark verwittert, man kann ihn nicht sicher betreten. Die Dokumentation erfolgte deshalb mit einer Drohne.

Sandsteinfelsen mit Petroglyphen in der Wüste.
Legende: Sahout Rock Art and Archaeology Project

Die zusammengesetzte Drohnenaufnahme der grossen Gravur zeigt 19 lebensgrosse Kamele und drei Equiden, also pferdeähnliche Einhufer. Ein riesiges Werk. Ganz links ein 170 Zentimeter grosser Mensch als Massstab.

Felszeichnungen mit Kamelen in der Wüste.
Legende: Sahout Rock Art and Archaeology Project

Bei Ausgrabungen unterhalb der Felszeichnungen fanden die Forschenden insgesamt 532 Steinwerkzeuge, die rund 12'000 Jahre alt sind. Sie ähneln Funden aus anderen Regionen des Nahen Ostens.

Archäologische Ausgrabungsstätte mit quadratischer Grube und Fels.
Legende: Sahout Rock Art and Archaeology Project 

Auch Pfeilspitzen lagen in der Erde verborgen. Die Werkzeuge deuten darauf hin, dass es Austausch mit den damaligen Bewohnern des östlichen Mittelmeerraums gab. Oder dass dieselben Menschen sowohl die Werkzeuge als auch die Felsbilder anfertigten. Beides sind aber nur Vermutungen.

Hand hält einen Steinpfeilspitzen gegen einen braunen Hintergrund.
Legende: Sahout Rock Art and Archaeology Project 

Aber die Ausgrabungen und Bodenanalysen verraten noch mehr: In der Wüste bildeten sich immer wieder saisonale Seen – und zwar schon vor 16’000 bis 13’000 Jahren. Dieses zusätzliche Wasser machte die Gegend zumindest zeitweise bewohnbar.

Menschen vermessen trockene, rissige Wüstenlandschaft.
Legende: Sahout Rock Art and Archaeology Project 

Die Expedition untersuchte bislang archäologisch unbekanntes Terrain: Jebel Arnaan, Jebel Mleiha und Jebel Misma. Die Orte liegen rund 30 Kilometer auseinander, in der Nefud-Wüste im Nordwesten von Saudi-Arabien.

Die Region war bis vor 10'000 Jahren extrem trocken und es gab nur sehr wenige Belege dafür, dass dort überhaupt Menschen lebten. Erst vor etwa 10’000 Jahren sind Oasen als feste Lebensräume nachweisbar.

Radio SRF 2 Kultur, Wissenschaftsmagazin, 04.10.2025, 12:40 Uhr

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