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Smartphone-Stimmprofil Wie Berner Forschende Unterzuckerung an der Stimme messbar machen

Lässt sich eine drohende Hypoglykämie an der Stimme erkennen? Möglicherweise ja.

Zittern, Schwitzen, Schwindel: Es sind typische Symptome einer Unterzuckerung. Vor allem Menschen mit Diabetes sind darauf angewiesen, sie so schnell wie möglich zu erkennen und bestenfalls zu vermeiden.

Ein Forschungsteam der Universität Bern zeigt nun, dass diese Anzeichen bei Menschen mit Typ-1-Diabetes allein über Sprachaufnahmen erkennbar sind. 22 Betroffene nahmen dafür kurze Sätze mit dem Smartphone auf – einmal bei normalem Blutzucker, einmal während kontrolliert ausgelöster Hypoglykämie. Ein Algorithmus analysierte feine Veränderungen in Tonhöhe, Klarheit und Stabilität und erkannte die tiefen Werte.

Was ist Typ-1-Diabetes?

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Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmunerkrankung: Das Immunsystem zerstört die Zellen in der Bauchspeicheldrüse, die Insulin produzieren. Ohne dieses Hormon kann der Körper Zucker nicht in die Zellen schleusen – der Blutzucker steigt.

Die Krankheit beginnt oft im Kindes- oder Jugendalter und entwickelt sich meist rasch. Typische Anzeichen sind starker Durst, häufiges Wasserlassen, Müdigkeit und Gewichtsverlust.

Betroffene müssen Insulin lebenslang von aussen zuführen, per Pen oder Pumpe. Unbehandelt droht eine Ketoazidose, eine gefährliche Übersäuerung des Bluts. Im Alltag besteht zudem ein erhöhtes Risiko für Unterzuckerungen.

Lifestyle-Faktoren spielen beim Typ-1-Diabetes keine Rolle. Ursache sind genetische Einflüsse und vermutlich Auslöser aus der Umwelt.

Die Forschenden betonen, dass solche Verfahren bestehende Messsysteme nicht ersetzen sollen, aber eine zusätzliche Sicherheit bieten könnten. Jetzt muss man prüfen, wie smart der Ansatz im Alltag ist – dort, wo ganz allgemein auch Müdigkeit oder Erkältungen Stimmen verändern.

Andere Projekte wie Colive Voice zeigen, dass auch Typ-2-Diabetes hörbar wird. Die Berner Studie ergänzt dieses Feld der stimm­basierten Gesundheitssignale.

Was andere Studien zur Stimme und Diabetes zeigen

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  • Was bisherige Untersuchungen fanden:
    Mehrere internationale Studien zeigen, dass der Stoffwechsel hörbare Spuren in der Stimme hinterlassen kann. In grossen Datensätzen wurden Veränderungen in Tonhöhe, Stabilität, Lautstärke und Feinschwingungen gemessen – und diese Muster liessen sich statistisch bestimmten Blutzuckerprofilen zuordnen.
  • Typ-2-Diabetes: ein überraschender Befund:
    Besonders bemerkenswert: Auch bei Typ-2-Diabetes, einer Erkrankung mit langsamer Entwicklung und oft milden Anfangssymptomen, treten solche stimmlichen Veränderungen auf. Das bedeutet, dass nicht nur akute Zustände (wie Unterzuckerung), sondern auch langfristige Stoffwechselveränderungen die Stimme beeinflussen können.
  • Beispiel Colive Voice:
    In der bisher grössten Studie dieser Art analysierte ein Algorithmus die Stimmen von über 600 Erwachsenen und konnte damit relativ zuverlässig unterscheiden, ob jemand Typ-2-Diabetes hat. Das deutet darauf hin, dass die Stimme metabolische Belastungen widerspiegelt, die für Betroffene selbst kaum wahrnehmbar sind.
  • Einordnung der Berner Studie:
    Die neue Berner Arbeit ergänzt diese Erkenntnisse, indem sie zeigt, dass auch kurzfristige Veränderungen im Blutzucker – also eine akute Hypoglykämie – klar hörbar werden. Zusammen legen die Studien nahe, dass die Stimme ein breiteres Fenster auf den Stoffwechsel öffnet als bisher angenommen.

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