Eigentlich soll die «Polarstern» in den kommenden Monaten vom Wind und den Meeresströmungen zum Nordpol getrieben werden und danach wieder Richtung Süden. Diese Route haben Experten aufwendig berechnet. Aber die Natur macht, was sie will: zeitweise wurde die «Polarstern» über Tage nach Süden getrieben.
Immer wieder Zwischenfälle
Seit einigen Tagen können die Forscher auf der «Polarstern» ihre Messungen machen. Auf der Eisscholle, die das Schiff umschliesst, haben sie umfangreiches Forschungsgerät installiert: unter anderem zwei Türme mit Messgeräten für die Atmosphäre und einen Zelthangar für einen grossen Messballon namens «Miss Piggy».

Doch es ist immer wieder zu Zwischenfällen gekommen, weil sich das Meereis bewegte und sich Spalten bildeten. «Es gab eine Nacht, in der es sehr viel knackte und ich dachte, das Schiff wird zusammengedrückt», erzählt David Wagner vom Davoser Institut für Schnee- und Lawinenforschung und Mitglied des Forschungsteams.
Die «Polarstern» hielt den Eismassen stand. Aber direkt neben David Wagners Kabine brach ein Teil der Eisscholle ab. Ausgerechnet dort, wo sich die Basis für den Unterwasser-Roboter befunden hatte. Der beherzte Einsatz vieler Forscher und ein Helikopter waren nötig, um alles Material zu bergen.
Forschen mit dem Gewehr im Gepäck
Das Forschen in der Nähe des Nordpols ist aufwendig. Die Forscher tragen viele Kleidungsschichten, darüber einen Überlebensanzug. Das Gewehr zum Schutz vor Eisbären muss auf der Kapitäns-Brücke aus dem Waffenschrank geholt werden.
«So hat man nicht mehr so viel Zeit, um die eigentlichen Messungen durchzuführen. Und dann kommen noch die Kälte und der Wind dazu, die alles noch mal verlangsamen», erklärt David Wagner.

Schnee beeinflusst das Schicksal des Eises
Wagner untersucht im Rahmen der Expedition den Schnee, der auf dem Meereis liegt: seine Schichtung, die Dichte, den Salzgehalt. Denn der Schnee beeinflusst das Schicksal des Meereises wesentlich.
Schnee isoliert gut und schirmt im Winter das Meereis von der Eiseskälte der arktischen Atmosphäre ab. Liegt viel Schnee auf dem Meereis, so gefriert weniger Meerwasser darunter und das Eis bleibt dünner.
Welchen Einfluss hat die Wärme?
Weil es in der Arktis bereits viel wärmer geworden ist, hat das Meereis stark abgenommen – und dies treibt über eine Rückkoppelung die Temperaturen noch weiter nach oben: Weil immer grössere Teile des Meeres direkt dem Sonnenlicht ausgesetzt sind und sich dieses offene Wasser viel stärker aufheizt als Wasser unter einem Eisdeckel.
Die Forscher wollen darum dringend wissen, wie sich das Meereis und der Schnee darauf in der immer wärmeren Arktis verhalten. Gegenwärtig liegen nur 6 bis 8 Zentimeter Schnee auf der Eisscholle neben der «Polarstern».

So wenig Meereis wie noch nie
Selbst diese dünne Schicht hat es in sich, berichtet David Wagner: «Heute haben wir minus 25 Grad an der Oberseite der Schneeschicht gemessen und minus 10 Grad an der Schnee-Eis-Schnittstelle.» 15 Grad weniger kalt ist es an der Unterseite der dünnen Schneeschicht verglichen mit ihrer Oberfläche. Der Schnee isoliert also enorm.
Noch kann David Wagner nichts über die Resultate der Forschung berichten. Aber was er und die anderen Forscher täglich erfahren, zeigt: die Klima-Erwärmung hat die Arktis bereits stark verändert. Gegenwärtig gibt es in wichtigen Teilen des arktischen Ozeans so wenig Meereis, wie noch nie, seit gemessen wird.
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