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Verdient die Pharma zu viel?

Pharmakonzerne schliessen sich zusammen und werden immer grösser. Das sei nötig, weil sie unter finanziellem Druck stünden, sagen die Firmen. Doch: Wie passt dies zu Margen, die so hoch sind wie in kaum einer anderen Branche?

Von fünf Franken Umsatz bleibt einer als Reingewinn in der Kasse. In der Pharmabranche sind Umsatzrenditen von 20 und mehr Prozent gang und gäbe. Andere Branchen, wie der Detailhandel, kommen mit bis zu 20 Mal weniger hohen Margen aus.

Hohe Investitionen und Risiken

Das habe mit den sehr hohen Investitionen und langen Entwicklungszeiten für neue Medikamente zu tun, sagt Oliver Dettmann. Er ist Anlagespezialist beim Beratungsunternehmen Wellershoff und Partners. «Das kann sich nicht jedes Unternehmen leisten.» Dies führe dazu, dass nur wenige Player auf dem Markt seien. Zudem sei der Markt sehr stark reguliert. Deshalb herrsche weniger Wettbewerb und die Gewinnmargen seien deutlich höher als in anderen Branchen.

Hohe Gewinne seien im Pharma-Geschäft nötig, um trotz der grossen Risiken Investoren anzuziehen, betont auch Patrick Flochel, der bei Ernst & Young die weltweite Beratung von Pharma-Unternehmen leitet. Er hat eine einfache Erklärung dafür: Pharma-Unternehmen tätigen oft millionenschwere Investitionen in neue Medikamente. Dabei gibt es meist keine Garantie, dass das Produkt irgendwann Gewinn abwirft.

Wie problematisch sind die hohen Gewinne?

Stossend seien die vergleichsweise horrenden Gewinne aus ökonomischer Sicht aber nicht, findet Sven Bucher, der als Chefanalyst der Zürcher Kantonalbank die verschiedenen Branchen überblickt. Es gehe auch um die Innovationsfähigkeit einer Branche. «Eine hohe Marge führt auch dazu, dass sich mehr Leute engagieren, dass sich mehr Leute mit neuen Produkten dort etablieren wollen.»

Novartis bleibt Nummer eins

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Der US-amerikanische Pharmakonzern Pfizer hat sich am Montag aus dem Übernahmepoker um die britische Astra-Zeneca zurückgezogen. Damit werden die Amerikaner – zumindest vorderhand – Novartis nicht als weltgrössten Pharmakonzern ablösen.

Sind die Riesengewinne aber ethisch gerechtfertigt? Juri Viehoff hat sich am Ethik-Zentrum der Universität Zürich auf die Finanzmärkte spezialisiert. Er findet hohe Gewinne auch in der Pharma-Branche nicht per se unethisch. Doch die vorherrschenden Marktbedingungen könnten zu ausbeuterischen oder unfairen Geschäftspraktiken führen. «Einerseits sind es Produkte, die die Leute unbedingt brauchen und andererseits haben einzelne Unternehmen eine Monopolstruktur.»

Hohe Preise, welche die Kunden bezahlen müssen, ohne wählen zu können und ohne zu erkennen, wie sie zu Stande kommen. Hohe Preise, die auf Kosten Dritter hohe Gewinne ermöglichen. Wirtschaftsethiker Viehoff hält dies für ethisch problematisch.

Behörden und Versicherungen wehren sich

Doch nun haben die Dritten begonnen sich zu wehren. Krankenversicherer, staatliche Behörden und Patienten machen in letzter Zeit vermehrt Druck auf die Medikamentenpreise. Die Reaktion der Pharma-Unternehmen: sie planen Übernahmen und Fusionen, um ihre Markt- und Preissetzungsmacht zu erhalten.

Anlagespezialist Dettmann setzt auf den Staat und zählt auf die Wettbewerbsbehörden. Diese müssten dafür sorgen, dass auch nach Fusionen weiterhin ein Wettbewerb stattfinde und sie nicht zu einer monopolisierten Marktmacht führten.

Denn wenn die sogenannte Konsolidierung in der Branche ungehindert weiter geht, wenn immer weniger, immer grössere Unternehmen den Pharma-Markt dominieren, dann ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass die Gewinne hoch bleiben – egal ob sie legitim sind.

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