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Neue Studie zum Klimawandel «Die globale Erwärmung ist beispiellos»

Klimawandel-Kritiker argumentieren, dass es auch früher schon Warmzeiten gab. Eine Studie zeigt: Der Vergleich hinkt.

Forscher haben den Klimaverlauf der letzten 2000 Jahre untersucht. Die Ergebnisse zeigen: Das Klima schwankte auch schon früher. Aber das war kein globales Phänomen, wie bislang angenommen, sondern nur ein regionales.

Klima an Bäumen ablesen

Unter Forscherinnen und Forschern ist oft die Rede von der römischen und der mittelalterlichen Warmzeit oder von der kleinen Eiszeit, die von 1300 bis 1850 gedauert haben soll.

Identifiziert wurden solche Perioden mithilfe von alten Berichten und durch Untersuchungen, zum Beispiel der Wachstumsringe von alten Bäumen. Je nach Klima wachsen Bäume unterschiedlich und das schlägt sich in den Baumringen nieder. Auch aus alten Korallenstöcken kann man das Klima ablesen.

Nahansicht von Ringen eines Baumstammes.
Legende: Ermöglichen Schätzungen über Temperaturschwankungen: Baumringe wachsen dicker in wärmeren Jahren. Getty Images/Sergi Escribano

Neue, robuste Ergebnisse

Aber solche Analysen sind aufwendig und darum gibt es nicht viele davon. Für die neue Studie hat ein internationales Forscherteam alles an Daten zusammengekratzt, was es gibt, sagt Raphael Neukom von der Universität Bern. «Und wir haben diese Daten zum ersten Mal mit sechs verschiedenen statistischen Methoden ausgewertet, das gibt unseren Ergebnissen eine Robustheit, die es früher so nicht gab.»

Dieser genaue statistische Blick zeigt auf: Die oft zitierten weltweiten Warm- und Kaltzeiten der letzten 2000 Jahre gab es so gar nicht. Sie waren nur regionale Phänomene.

Warmzeit war nicht überall gleichzeitig

Zum Beispiel die römische Warmzeit: «Wir sehen aus Daten in den Alpen, dass die Gletscher damals auch schon weit zurück waren, vielleicht schon etwas weiter als heute. Also es kann durchaus sein, dass es zur Römerzeit an einzelnen Orten gleich warm oder etwas wärmer war als heute», sagt Neukom.

Aber die neue Studie zeige, dass dies nicht überall gleichzeitig der Fall gewesen sei. Die früheren Wärme- oder Kälteperioden hätten in verschiedenen Regionen und zu verschiedenen Zeiten stattgefunden.

Heutige Erwärmung ist beispiellos

Heute aber haben sich 98 Prozent des Globus aufgeheizt. Die aktuelle Erwärmung sei also zumindest in den letzten 2000 Jahren beispiellos – und man könne sie eben nicht einfach mit früheren Klimaschwankungen vergleichen, sagt Neukom: «Wir können zeigen, dass damals ein ganz anderes Temperaturmuster geherrscht hat als heute.»

Zumal die neue Studie auch ergeben hat: Auch das Tempo der aktuellen Erwärmung ist einzigartig. Früher erwärmte sich die Erde im Schnitt um maximal ein halbes Grad in 100 Jahren. Momentan sind es hochgerechnet dreimal so viel.

Natürliche Schwankungen

Der Klimaforscher Reto Knutti von der ETH Zürich, der nicht an der Studie beteiligt war, lobt diese: «Sie ist eindrücklich, weil sie die Daten sehr detailliert und systematisch analysiert hat.»

Diese detaillierten Analysen haben weiter gezeigt, dass die Gründe für die aktuellen Temperaturschwankungen heute ebenfalls andere sind, als jene in den letzten 2000 Jahren. Gegenwärtig treibt das CO2, das der Mensch produziert, die Temperatur in die Höhe.

Früher waren die natürliche Schwankung im Klimasystem und Vulkanausbrüche für Temperaturveränderungen verantwortlich. Vulkanausbrüche kühlen das Klima für einige Jahre ab, weil die ausgestossene Asche die Sonneneinstrahlung dämpft.

Schwankungen der Sonnenaktivität haben laut den neuen Auswertungen jedoch keine Rolle gespielt. Auch wenn dies von manchen Klimaskeptikern immer wieder behauptet wird.

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