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Die Klimajugend über Bill Gates
Aus Kulturplatz vom 17.02.2021.
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Neues Buch Wie Bill Gates den Klimawandel stoppen will

Bill Gates skizziert in einem Buch, wie die Klima-Erwärmung bis 2050 gebremst werden könnte. Der bekennende Technologiefan setzt auch auf Unpopuläres wie die Atomkraft und vor allem auf Innovation.

Bill Gates fiel bisher nicht als Klimaschützer auf. Er konzentrierte seine Energie und die Investitionen seiner milliardenschweren Stiftung darauf, die Gesundheit der Menschen in ärmeren Ländern zu verbessern. Er finanzierte zum Beispiel die Entwicklung neuer Impfstoffe.

Es braucht gewaltige technische Fortschritte

Mittlerweile sei ihm aber bewusst geworden, wie bedrohlich die Erhitzung der Erde sei, schreibt Gates. Dieses Eingeständnis, erst relativ spät dazugelernt zu haben, setzt den Ton für das ganze Buch: Hier erklärt kein besserwisserischer Multimilliardär, wie man eben mal schnell die Welt rettet.

Vielmehr bittet Gates in der Art eines netten Kamingesprächs mit Bescheidenheit und gelegentlichem Witz zu einer Tour durch seinen Klimaplan.

Buchhinweis

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Bill Gates: Wie wir die Klimakatastrophe verhindern, Piper, 2021

Gezwungenermassen enthält dieser Plan noch viele weisse Flecken: Immer wieder zeigt Gates auf, dass es noch gewaltige technische Fortschritte braucht, um bis 2050 die Klimaneutralität zu erreichen (also die Treibhausgas-Emissionen so stark wie möglich zu senken und die verbleibenden zu kompensieren, indem CO2 aus der Atmosphäre entfernt wird).

2 Milliarden Dollar für Klima-Start-ups

Über Benzin schreibt er zum Beispiel: «Es platzt geradezu vor Energie, und es ist spottbillig.» Darum werden wir es auch nur so schwer los. Eine aktuelle Batterie braucht 35-mal mehr Masse als Benzin, um die gleiche Menge an Energie zu speichern. Also, folgert Gates, müssen wir viel bessere Batterien und andere Energiespeicher entwickeln.

Überhaupt, die Forschung: sie gehöre drastisch ausgebaut. Gates fordert von den Ländern, sie müssten ihre Forschungsbudgets verfünffachen, um die Klima-Erwärmung stoppen zu können. Er selbst will in den kommenden fünf Jahren zwei Milliarden Dollar in Start-ups und andere Projekte gegen den Klimawandel investieren.

Geld für umstrittene Technologien

Der bekennende Technologiefan bleibt sich treu. Er finanziert etwa die Entwicklung eines neuen Atomreaktors, der sicher sei, wie Gates versichert. Man müsse auch Technologien weiter treiben, die Treibhausgase aus den Abgasen von fossilen Kraftwerken entfernen oder direkt aus der Atmosphäre, um sie dann für Jahrhunderte im Boden zu speichern.

Solche «Tech-fixes» werden von vielen mit Argwohn betrachtet: Weil sie potenziell gefährlich seien (die CO2-Speicherung im Boden) oder weil sie einen grundlegenderen Umbau der Wirtschaft vermeiden sollen. Bill Gates scheut diese Auseinandersetzung nicht. Wachstum sei gut und weiter nötig, schreibt er, um Menschen aus der Armut zu befreien.

Kostenrechnung inklusive Klimaschäden

Man kann das für falsch halten, aber man kann das Buch von Gates trotzdem mit Gewinn lesen: Weil der Autor stets gut erklärt, warum er zu seinen Einschätzungen kommt – ein Realitätscheck für viele lieb gewonnene Überzeugungen.

Bill Gates predigt nicht zu den Überzeugten, er wendet sich eher an die Skeptischen, an jene, die sich Sorgen wegen der Kosten machen. Ihnen rechnet er geduldig vor, dass manche Massnahmen tatsächlich teurer kommen werden als der Status quo – aber nur, wenn man die Schäden nicht einrechnet, die das heissere Klima zunehmend nach sich zieht.

Das ist kein mitreissendes Buch, aber ein nützliches. Und das brauchen wir.

Heute Morgen, 15.2.2021, 7.11 Uhr / Tagesschau, SRF 1, 17.2.2021, 19.30 Uhr

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