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Zwei Freunde und ihre fliegende Rennmaschine
Aus Kultur Extras vom 16.08.2017.
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Historischer Doppeldecker Zwei Freunde wollen fliegen wie Oskar Bider

Ein Holzgerüst mit Baumwolle bespannt: Ein Geigenbauer und ein Kunstflugpilot aus dem Solothurnischen rekonstruieren die Nieuport 23. Das Jagdflugzeug aus dem Ersten Weltkrieg war auch in der Schweizer Luftwaffe im Einsatz.

Das Gerüst aus Holz, knapp sechs Meter lang, die Doppeldecker-Flügel von gut acht Metern Spannweite mit Baumwolle bespannt: So sah eines der besten Jagdflugzeuge des Ersten Weltkriegs aus, die Nieuport 23.

Oskar Bider in Dübendorf vor einer Nieuport 23C-1.
Legende: Oberstleutnant Oskar Bider (1891-1919) vor einer Nieuport 23C-1 in Dübendorf, aufgenommen im April 1919. Keystone

Auch die Schweizer Luftwaffe besass fünf dieser tüchtigen Maschinen. Eine davon wurde von Oberstleutnant Oskar Bider geflogen, dem Flugpionier aus Langenbruck (BL).

Bider hatte 1913 mit dem ersten direkten Alpenüberflug und zuvor mit einem Pyrenäenflug Weltruhm erlangt. Am 7. Juli 1919 verunglückte er bei einer privaten Flugshow mit seiner Nieuport tödlich.

Original und detailgetreu

Vor 17 Jahren beschliessen zwei Freunde aus dem Solothurnischen, das legendäre Flugzeug nachzubauen. Kuno Schaub ist Geigen- und Gitarrenbauer mit Flugpatent, Isidor von Arx mehrfacher Schweizer Meister im Kunstfliegen.

In einer aufwändigen Suche tragen die zwei die Originalpläne zusammen, um drei Exemplare der Nieuport in Originalgrösse und detailgetreu zu rekonstruieren. Im Moment sind die beiden Männer beim Eintuchen: Flügel und Rumpf müssen mit Segeltuch bespannt und dieses festgenäht werden.

«Das Tuch ist im Flug einem enormen Druck ausgesetzt», erklärt Kuno Schaub. «Mindestens 220 Kilo auf 10 mal 10 Zentimeter muss der Stoff aushalten können ohne zu reissen.»

Kuno Schaub und Isidor von Arx bearbeiten den Flügel des Nieuport-Flugzeugs.
Legende: Kuno Schaub und Isidor von Arx bearbeiten den Flügel des Nieuport-Flugzeugs. SRF

Ein Jahr lang Rippen ausgesägt

Die Nieuport besteht aus unzähligen Einzelteilen, welche die Männer im Lauf der vielen Jahre eigenhändig fabriziert haben. Den Anfang bildeten Flügelrippen und Rumpfspanten: «Im ersten Jahr habe ich nichts anderes gemacht als mit der Laubsäge Rippen ausgesägt», erinnert sich Isidor von Arx.

Bald kamen die ersten Metallteile hinzu: Spannschlösser, um den Rumpf zusammenzusetzen, so genannte Hosenträger – das sind Verbindungsstücke zwischen Rumpfspanten und Rumpfgurt –, Rohre für das Leitwerk, die Ruderhörner und vieles mehr.

Das Geerippe des nachgebauten Nieuport-Flugzeugs.
Legende: Das Gerippe des Nachbaus. Kuno Schaub

Aus 8 wurden 17 Jahre

Passende Original-Motoren aus den 1910er-Jahren fanden sich via Internet in Rom und in Amerika. Doch das Projekt dauerte viel länger als vorgesehen: Aus den geplanten acht Jahren wurden inzwischen mehr als doppelt so viele.

Nun haben Schaub und von Arx vom Bundesamt für Zivilluftfahrt grünes Licht bekommen, die Nieuport fertigzubauen. «Mechaniker revidieren derzeit die Motoren, damit diese auch wirklich flugfähig sind», sagt Kuno Schaub.

Bis zum ersten Flug fehlt nicht mehr viel.

Kuno Schaub und Isidor von Arx hängen das Seitenrude ein.
Legende: Kuno Schaub und Isidor von Arx hängen das Seitenruder ein. SRF

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Wissenschaftsmagazin, 19.08.2017, 12:40 Uhr

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