«Smartrail 4.0» heisst das neue System für Verkehrsmanagement, das die Schweizer Bahnunternehmen einsetzen wollen. Damit sollen bis 2040 etwa 30 Prozent mehr Passagiere und Güter befördert werden. Kostenpunkt: 3 Milliarden Franken.
SBB, BLS, RhB und SOB wollen die bestehenden Signalanlagen abbauen, Stellwerke digitalisieren und die Züge künftig auf den Meter genau orten. Dadurch sollen die Züge enger aufeinander fahren können. Auf den Schienen gibt es mehr Platz.
Sensoren und Kameras
«Das ist grundsätzlich sinnvoll», sagt Roland Siegwart, Professor für autonome Systeme an der ETH Zürich. Das bestehende Bahnsystem besser zu nutzen, sei viel günstiger, als neue Strecken zu bauen.
Trotzdem sieht Siegwart, der sich intensiv mit der Automatisierung des Verkehrs beschäftigt, zahlreiche Hürden für das Projekt: «Ein Zug lässt sich nicht einfach durch GPS orten».
Es brauche Sensoren auf der Lokomotive und den Wagen sowie Kameras entlang der Gleise. So lässt sich Zugspitze und Zugschluss Zentimeter genau orten und der Abstand zwischen Zügen optimieren.
Damit der Bahnverkehr mit kürzeren Abständen sicher bleibt, muss die Kommunikation zwischen den Zügen unter allen Umständen funktionieren. Hier setzt Siegwart ein Fragezeichen: «Das ist ein sehr grosser Knackpunkt.» Die Systeme würden zwar immer robuster, seien aber noch nicht genügend zuverlässig.
Prädikat: ziemlich ambitioniert
Eine weitere Frage ist, was mit den ausländischen Bahnunternehmen geschehen soll, deren Züge durch die Schweiz fahren: Deutsche Bahn, SNCF und die Österreichischen Bundesbahnen.
«Diese Züge müssten auch mit den neuen Systemen ausgerüstet sein», sagt Siegwart. Er gibt dem Projekt deshalb das Prädikat «ziemlich ambitioniert».
Die Verantwortlichen bei den Bahnunternehmen zeigen sich dagegen selbstbewusst: «Ende letzten Jahres ist der Durchbruch gelungen: Wir konnten in einer Simulation die Machbarkeit beweisen», sagt Projektleiter Marc Reber von den SBB.
Die Schweizer Bahnunternehmen führten zudem intensive Gespräche mit den europäischen Bahnen. «Idealerweise haben wir in Zukunft einen europäischen Standard für alle.»
Diesen Traum gibt es aber schon lange. 15 Jahre ist es her, seit das einheitliche Zugbeeinflussungssystem ETCS für den gesamten Eisenbahnverkehr in der EU bestimmt wurde.
Die Schweiz ist bei der Umsetzung von ETCS weit fortgeschritten. In den meisten anderen Ländern aber harzt es. Es gibt zahlreiche Probleme.
Ob vor diesem Hintergrund die Einführung eines zusätzlichen Verkehrsmanagement-Systems aus der Schweiz realistisch ist, bleibt vorerst offen.