Weltweit stammen 80 Prozent der Energie aus fossilen Brennstoffen – aus Erdöl, Gas und Kohle. Damit produzieren wir Strom, treiben Autos, Lastwagen, Schiffe und Flugzeuge an, heizen Häuser und versorgen die Industrie.
In der Schweiz braucht es wegen der heimischen Wasserkraft ein bisschen weniger. Auch hierzulande decken wir aber knapp zwei Drittel unserer Energie mit Gas und Erdöl.
Die Welt ohne Erdöl wäre eine andere
Die Abhängigkeit, insbesondere vom Erdöl, hat sich über einen längeren Zeitraum entwickelt. «Ohne Erdöl sähe unsere Welt wohl ganz anders aus», sagt die Historikerin Monika Gisler.
Denn Erdöl wird nicht nur für Autos und Heizungen gebraucht, sondern ist auch in unseren Kleidern drin, in Kunststoffen und in Medikamenten – in unzähligen Alltagsprodukten.
Seit Jahrtausenden genutzt
An einigen Stellen tritt Erdöl natürlicherweise an der Erdoberfläche aus. «Seit Jahrtausenden benutzen die Menschen schon Öl, als Mörtel und Schmiermittel, zum Teil sogar schon als Arzneimittel», sagt Monika Gisler.
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts konnte man es auch aus dem Erdinnern hervorholen. Langsam begann der Siegeszug des Schwarzen Goldes. «Zu Beginn der Erdölförderung wurde es vor allem in Kerosinlampen eingesetzt. Dieses Licht wurde von den Menschen sehr geschätzt und so hat sich das Erdöl im Leben der Leute eingenistet», so Gisler.
Gefunden durch Zufall
Es sei ein Zufall gewesen, dass man überhaupt Erdöl gefunden habe, das tief unten in der Erde lagert, erzählt Monika Gisler: «Eigentlich hat man nach Salz gebohrt, dafür gab es die Technologie. Dabei ist man auf Erdöl gestossen.»
Plötzlich war dieser potente, energiereiche Stoff in grösseren Mengen verfügbar. Diese Funde kamen gerade recht und konnten den Anspruch der Gesellschaft erfüllen, neue Lebensweisen zu entwickeln, es sich bequemer einzurichten.
Das Automobil als Treiber
Ab etwa Mitte des 19. Jahrhunderts wurden Verbrennungsmotoren entwickelt, die mit flüssigen Treibstoffen liefen. Diese Motoren waren für die Industrie gedacht, um Geräte anzutreiben und dort die Dampfmaschinen zu ersetzen.
Der Einbau ins Automobil erfolgte erst später – doch umso erfolgreicher. «Anfang des 20. Jahrhunderts wurden aber auch Elektroautos entwickelt, es gab eine Konkurrenzsituation. Doch die Elektrofahrzeuge waren beschränkt in ihrer Reichweite, der Benziner war dort klar überlegen», so Gisler.
Günstige Erdölpreise und günstige Benzinautos wie der Ford Model T taten ihr Übriges. Immer mehr wurden auch die Kohleheizungen durch Ölheizungen ersetzt. Erdöl wurde nach dem Zweiten Weltkrieg schliesslich zum weltweit dominanten Energieträger.
«Hat man mal einen bestimmten Weg eingeschlagen, ist es schwierig, wieder davon wegzukommen. Das ist der sogenannte ‹technologische Pfad›», erklärt Monika Gisler.
Klimaforscher mahnen zum Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen bis im Jahr 2050. Doch die Diskussionen darüber zeigen: Einfach wird das nicht.