Die Spinnerei Pinori Filati hat vor drei Jahren mit dem Jeans-Recycling begonnen. Zu Beginn wurden pro Jahr rund 4000 Kilogramm Jeans eingekauft und zu Strickgarn verarbeitet. Heute sind es bereits gut 25‘000 Kilogramm. Pinori Filati hat Abnehmer auf der ganzen Welt, die das Garn weiterverkaufen oder Strickjacken und ähnliche Produkte daraus fertigen.
Unter den Kunden der italienischen Spinnerei findet sich auch das Schweizer Textilunternehmen Lang & Co. AG. Es führt das Jeans-Garn seit knapp eineinhalb Jahren im Sortiment. „Interessant ist die farblich sehr schöne Blaupalette, die zustande kommt, ohne dass das Garn gefärbt werden muss“, sagt Inhaber Jakob Lang.
Das Jeans-Garn kann qualitativ zwar nicht ganz mit dem Material aus neuer Baumwolle mithalten. Trotzdem ist es robust, hat wärmende Eigenschaften und hält den Wind gut ab – wie eine Jeans eben. Das Recycling-Garn sei aber nicht nur wegen seiner Qualitäten und der aussergewöhnlichen Farbe gefragt, sagt Raffaella Pinori, Mitinhaberin von Pinori Filati. „Es gibt auch Textilunternehmen, die das Garn aus philosophischen Gründen kaufen, weil es ein Recycling-Produkt ist.“
Aber selbst wenn es durchaus Sinn macht, Jeans zur recyceln anstatt sie wegzuwerfen, kann laut Jakob Lang nicht von einem generellen Trend in diese Richtung gesprochen werden. „Bei der Herstellung von Textilien werden immer rigorosere Vorschriften bezüglich der Inhaltsstoffe angewendet“, sagt Lang.
Beim eigentlichen Recycling-Prozess gibt es hinsichtlich der Vorschriften zwar kaum Probleme, aber unter Umständen bei den Jeans, die fürs Recycling verwendet werden. Häufig ist nicht klar, ob diese oft in Asien gefertigten Jeans mit giftigen Chemikalien behandelt wurden, die gemäss der EU-Chemikalienverordnung verboten sind. Somit bleibt ein Teil der sogenannten Produktionskette (siehe Box) im Dunkeln. Pinori Filati ist sich dieser Gefahr bewusst. Raffalla Pinori hält aber fest, dass sie die Jeans-Lieferungen regelmässig im Labor testen liessen und bisher keine Probleme aufgetreten seien.