Plastikverpackungen im Obst- und Gemüseregal sorgen immer wieder für erhitzte Diskussionen: Muss jede Gurke einzeln verpackt sein? Müssen die Himbeeren im Plastikschälchen angeboten werden?
Für manche der Vitamin-Bomben ist die Verpackung wichtig, weil sie die Ware länger frisch hält: Gurken werden weniger schnell schlapp, Brokkoli wird nicht gleich gelb, die Himbeeren halten länger. So wird Foodwaste reduziert. Das Ärgernis mit dem Plastik bleibt.
Die Empa hat nun eine neue Schutzhülle auf Basis von Zellulose entwickelt, die Obst und Gemüse länger frisch hält und gleichzeitig helfen kann, den Verpackungsmüll zu verringern. Getestet wurde der Schutzfilm an Bananen. Sie waren laut Forschungsanstalt eine Woche länger haltbar als ohne die Hülle.
Man könnte die Schutzhülle sogar essen
Hergestellt wird die Hülle aus Trester, den festen Rückständen, die nach dem Auspressen von Obst- und Gemüsesäften übrig bleiben. Die Rückstände werden zu einer Zelluloselösung verarbeitet, die als hauchdünner Film auf Banane, Gurke & Co. aufgebracht wird. Dieses «Coating» landet bei den Kunden nicht im Müll, sondern kann einfach abgewaschen oder sogar mitgegessen werden.
Tanja Zimmermann, die Initiatorin des Projekts bei der Empa: «Wir wollten im Sinne der Kreislaufwirtschaft denken: Wir benutzen Obst- und Gemüseabfälle, um weniger Obst- und Gemüseabfälle zu produzieren.» Entwickelt haben die Forscherinnen und Forscher das neue Material im Auftrag des Detailhändlers Lidl.
«Alle Retailer haben riesigen Druck, ihre Plastikverpackungen zu reduzieren», sagt Catharina Bening, die an der ETH Zürich zu Kreislaufwirtschaft und Kunststoffen forscht, «dabei ist es für die Ökobilanz vor allem bei frischen Lebensmitteln viel wichtiger, Foodwaste zu reduzieren.»
Jetzt muss sich die Beschichtung beweisen
In den nächsten zwei Jahren will die Empa die neue Zellulose-Schutzhülle an besonders schnell verderblichen Gemüsesorten testen, primär an Salat, Pilzen und Gurken.
Dafür soll der Zellulosefilm noch weiter verbessert und auch der Herstellungsprozess so optimiert werden, dass das neue Material heutige Verpackungssysteme ersetzen kann. Wenn sich die Trester-Hülle bewährt, könnte sie schon in zwei Jahren in den ersten Gemüseregalen zu finden sein.
Die Vorteile, welche die neue Schutzhülle für die Umwelt bringe, müsse man dennoch differenziert betrachten, sagt Catharina Bening: «Die Gurke braucht den Plastikschlauch ja vor allem wegen der langen Transportwege aus Spanien oder gar Marokko.»
Eine Gurke aus dem Freilandanbau im Thurgau, die kurze Transportwege hat und direkt zum Konsumenten kommt, hat diese Plastikverpackung gar nicht erst nötig.