Ausgestorbener Riesenhai - Megalodon – Ist er dem Weissen Hai weniger ähnlich als gedacht?

Der Ur-Hai Megalodon hat die Kinoleinwand als Riesenhai erobert. Nun äussern Forschende Zweifel an seiner Darstellung.

Die Science-Fiction-Filme «The Meg» (2018) und «Meg 2: The Trench» (2023) haben ihn als gewaltiges Monster bekannt gemacht. Im Film kommt der Megalodon als übergrosser Weisser Hai daher – in dieser Darstellung steckt keine «Fiction», sondern vielmehr «Science». Denn auch wissenschaftliche Rekonstruktionen des Megalodons basierten bislang auf dem Weissen Hai. Doch nun stellt ein Forschungsteam die Ähnlichkeit zwischen dem Megalodon und dem Weissen Hai infrage – und damit auch die Lebensweise des Ur-Hais.

Weniger Raubtier als bisher gemeint

Nicht rund und stämmig wie der Weisse Hai, sondern schlanker und länger: Beim Körperbau des Megalodons habe man sich bisher geirrt, so die im Fachjournal Palaeontologia Electronica veröffentlichten Forschungsergebnisse.

Bisher ist man von einer kürzeren Form ausgegangen (schwarz). Der Ur-Hai Megalodon war wohl schlanker und länger (grau).

Sternes et al

Damit ändert sich nicht nur das Verständnis Megalodons Körperbaus. Ein länglicher Körper würde nämlich auch auf einen längeren Verdauungskanal hindeuten – und damit eine bessere Nährstoffaufnahme. Folglich musste der Riesenhai weniger jagen und fressen als bisher angenommen.

Länger als 20 Meter?

Die Frage, wie der Megalodon (Otodus megalodon) tatsächlich ausgesehen hat, stellt für Paläontologen eine grosse Herausforderung dar. Denn bis heute ist kein vollständiges Skelett des Ur-Hais bekannt. Lediglich seine gigantischen Zähne und fossilen Wirbelkörper liegen vor. Der Versuch, seine Körperform zu entschlüsseln, basiert daher stets auf Annahmen.

Der moderne Weisse Hai gilt traditionell als Modell für den Megalodon-Körper. Bereits 1996 verglichen Forschende Wirbelkörper eines Megalodon-Skeletts mit jenem des Weissen Hais. Ihrer Hochrechnung zufolge war der Ur-Hai einst 9.2 Meter lang.

Doch 2022 nahmen sich Paläontologen um Jack Cooper dieselbe versteinerte Wirbelsäule noch einmal vor. Für ihre Studie scannten und vermassen sie jeden einzelnen Wirbel und konstruierten daraus zunächst ein digitales 3D-Skelett. Das Ergebnis: Allein die Wirbelsäule mass 11.2 Meter, die Gesamtlänge des Tieres rund 16 Meter – also ein deutlich längerer Körper als 1996 geschätzt. Wie ist das möglich?

Der grosse Unterschied zwischen den Schätzungen von 1996 und 2022 ist ein Zeichen dafür, dass der heutige Weisse Hai kein gutes Modell für den Megalodon ist. Dennoch nahm das Forschungsteam um Cooper den Weissen Hai als Referenz, um die Grösse nicht erhaltener Körperteile wie etwa des Kopfes zu berechnen. Das bemängelt nun ein internationales Forschungsteam: Die bisherige Schätzung von maximal 15 bis 20 Metern unterschätze Megalodons Körperlänge womöglich.